Postdiskektomie-Syndrom – wenn der Rücken nach der OP weiter Schmerzen versursacht
München/Taufkirchen, 10.11.2025 (lifePR) - Wer unter Rückenschmerzen leidet und sich operieren lässt, wünscht sich nichts sehnlicher als ein Ende der Pein. Doch allzu oft treten nach einem Eingriff neue Probleme auf. Dr. Reinhard Schneiderhan erklärt, woran das liegt und was dann hilft
Es ist ein echtes Drama. Trotz vermeintlich erfolgreicher OP oder nach anfänglicher Besserung kehren die Rückenschmerzen zurück. Manchmal sogar stärker als zuvor. Die deutsche Medizin bezeichnet dieses Phänomen als Postdiskektomie-Syndrom. Im englischen Sprachraum wird man deutlicher. Dort heißt es Failed-Back-Surgery-Syndrom, frei übersetzt: misslungenes OP-Syndrom. „Studien zufolge sind bis zu 30 Prozent aller operierten Patienten davon betroffen“, sagt
Dr. Reinhard Schneiderhan vom gleichnamigen Medizinischen Versorgungszentrum in München-Taufkirchen. „Am häufigsten tritt das Syndrom nach großen operativen Eingriffen am Rücken auf, die Narben verursachen. Diese Narben drücken dann auf das Nervengewebe. Außerdem kann es zu Entzündungen oder mechanischen Reizungen kommen.“
Dabei können unterschiedliche Beschwerden auftreten. Betroffene berichten am häufigsten von tiefen Kreuzschmerzen, meist im Lendenbereich. Diese strahlen manchmal in die Beine aus. Es fühlt sich aber oft anders an, als vor der OP, meist deutlich intensiver. Weitere Symptome können sein Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheit, in selteneren Fällen auch neurologische Ausfälle sowie Belastungs- und Lageschmerzen, die die Lebensqualität massiv einschränken.
„Wer nach einer OP unter diesen Symptomen leidet, sollte sich gründlich untersuchen lassen“, rät Dr. Schneiderhan. „Am besten in einem interdisziplinären Zentrum, wo Ärzte mehrerer Fachrichtungen im Team zusammenarbeiten und nach der Ursache fahnden.“ Dabei verfolgen sie einen multidisziplinären Ansatz. Diese beinhaltet eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung, moderne bildgebende Verfahren sowie auch eine gezielte Funktionsdiagnostik. Das können gezielte Injektionen oder eine Epiduroskopie sein, die Adhäsionen sichtbar machen und gleichzeitig therapeutisch wirken.
Glücklicherweise ist in den allermeisten Fällen keine weitere große OP nötig. Es gibt mehrere sehr effektive minimal-invasive Verfahren, die je nach Diagnose zur Anwendung kommen können. Hier ein Überblick:
- Wirbelsäulenkatheter-Therapie (Racz-Katheter): Über den Sakralkanal werden Verklebungen im Epiduralraum gelöst und Medikamente direkt an die gereizte Nervenwurzel gebracht. Das führt zu einem Lösen und Schrumpfen von störendem Nervengewebe. Die Schmerzen verschwinden.
- Epiduroskopie: Mit einem feinen Endoskop werden Narbenstränge unter Sicht gelöst, so dass sie keine Schmerzen mehr verursachen können
- Mikro-Laser-Therapie: Bei intradiskalen Schmerzen reduziert ein Laser den Druck im Inneren der Bandscheibe und Schmerzfasern in der Bandscheibe werden unterbrochen. Bandscheibenvorwölbungen bilden sich zurück. Der Eingriff erfolgt über eine so genannte Stichinzision.
- Thermokoagulation: Hitze moduliert oder unterbricht Schmerzfasern an den Facettengelenken.
- Endoskopische Techniken: Durch millimeterkleine Zugänge lassen sich Bandscheibenreste oder verengte Strukturen gewebeschonend behandeln.
- Intradiskale Injektionen: Unter Röntgenkontrolle werden Medikamente direkt in die Bandscheibe gespritzt – sowohl zur Diagnose als auch zur Therapie.
- Spinal Cord Stimulation (SCS): Bei therapierefraktären Schmerzen kann eine Rückenmarkstimulation die Schmerzleitung blockieren und die Lebensqualität deutlich verbessern.


