Parallelen zwischen Syrien- und Iran-Konflikt
Tel Aviv (dpa) - Die militärische Drohung von US-Präsident Barack Obama gegen Syrien weist nach Einschätzung eines israelischen Experten Parallelen zum Iran-Konflikt auf.
«In beiden Fällen geht es auch darum, Massenvernichtungswaffen nicht in die Hände von erklärten Gegnern Israels gelangen zu lassen», sagte David Friedman vom Institut für Nationale Sicherheitsstudien (INSS) am Dienstag in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Tel Aviv.
In Syrien müsse verhindert werden, dass chemische und biologische Waffen an die Schiiten-Miliz Hisbollah im Südlibanon oder andere extremistische Gruppen wie Al-Kaida und Islamischer Dschihad weitergegeben werden. Friedman hält die israelische Drohung, dass dies ein Kriegsgrund wäre, für durchaus ernstgemeint. Die «roten Linien» Israels und der USA seien hier weitgehend deckungsgleich, sagte der frühere Leiter der Abwehr-Einheit der israelischen Streitkräfte gegen chemische und biologische Angriffe.
Allgemein werde sogar angenommen, dass Israel eher zu einer militärischen Intervention in Syrien fähig sei als zu einem Schlag gegen das vermutete iranische Atombombenprogramm. «Aber in beiden Fällen würde ich der israelischen Regierung auf jeden Fall raten, praktisch zu denken: Wenn die USA militärisch eingreifen können und wollen, dann sollten wir ihnen auch den Vortritt lassen», sagte Friedman.
Der INSS-Experte will nicht völlig ausschließen, dass der bedrängte syrische Präsident Baschar al-Assad in einem Akt der Verzweiflung irgendwann doch Massenvernichtungswaffen einsetzt. Bisher gebe es dafür aber keine Anzeichen. «Falls Hisbollah, Al-Kaida und Islamischer Dschihad in den Besitz solcher Waffen gelangen sollten, würden sie die vermutlich auch nicht sofort, sondern nur in einer als ausweglos erachteten militärischen Lage einsetzen.»
Friedmann sieht den Syrien- und den Iran-Konflikt auch in strategischem Zusammenhang. «Es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass die iranische Führung Assad drängt, Massenvernichtungswaffen an extremistische Gegner Israels weiterzugeben, um das Abschreckungspotenzial im Falle eines israelischen Angriffs auf den Iran zu erhöhen», sagte Friedman. Zugleich warnte er jedoch davor, die Drohungen aus dem Lager der Israel-Gegner überzubewerten: «Es gibt dort oft eine gewisse Lücke zwischen verbaler Drohung und tatsächlicher militärischer Fähigkeit.»