Papst in Spanien: «Europa muss sich Gott öffnen»

Santiago de Compostela (dpa) - Der Papst kam als Pilger nach Santiago de Compostela. Er hielt aber nicht lange mit seinem großen Anliegen hinter dem Berg: Europa dürfe seine moralische, soziale und religiöse Seite nicht brachliegen lassen.

«Europa muss sich Gott öffnen», rief er am Samstag vor mehr als 6000 Gläubigen in dem Wallfahrtsort Santiago de Compostela aus. In seiner Predigt auf dem Platz vor der Kathedrale der galicischen Stadt im Nordwesten Spaniens fügte Benedikt beschwörend hinzu: «Es ist nötig, dass der Name Gottes unter dem Himmel Europas freudig wieder erklingt.»

Tragisch sei die Überzeugung, dass Gott der Gegenspieler des Menschen und Feind seiner Freiheit sei, sagte der Papst in seiner Predigt. Das Europa der Wissenschaft und Technologien, der Kultur und der Zivilisation müsse auch für Religion offen sein. «Wie kann denn das, was im Leben am meisten maßgebend ist, in die bloße Privatsphäre verwiesen oder in den Halbschatten verbannt werden?», fragte das Kirchenoberhaupt. Die Menschen könnten nicht im Finstern leben.

Gleich bei der Begrüßung auf dem Flughafen hatte Benedikt verlangt, Europa solle sich nicht allein um die materiellen Bedürfnisse der Menschen Sorgen machen, «sondern auch um die moralischen und sozialen Werte sowie um die spirituellen und religiösen Anliegen kümmern».

Es gehe ihm um eine Erneuerung des Glaubens in der verweltlichten Gesellschaft, hatte er auf dem Flug nach Spanien zu einer gewünschten «Neuevangelisierung» des Westens gesagt. Kritisch ging Benedikt noch vor der Ankunft auf Spanien ein, wo sich «starker und aggressiver» Säkularismus und ein anti-klerikales Denken entwickelt hätten. Der Pontifex erinnerte dabei an die 1930er Jahre, in denen Katholiken - vor und während des Spanischen Bürgerkrieges - verfolgt worden waren.

Der 83-jährige Joseph Ratzinger war von Kronprinz Felipe und Prinzessin Letizia begrüßt worden. Längs der Straße vom Flughafen zur Kathedrale von Santiago de Compostela feierten Tausende von Gläubigen das Oberhaupt der katholischen Kirche. Mit dem Besuch der Pilgerstätte reihte sich der Papst unter all jene ein, die im Laufe der Jahrhunderte bereits in den Wallfahrtsort gekommen waren.

«Pilgern heißt nicht einfach irgendeinen Ort aufsuchen, um seine Naturschönheiten, Kunstschätze oder seine Geschichte zu bewundern», sagte der Papst in der Kathedrale. Er ermahnte dazu, Pilgern nicht als eine Art beliebte Freizeitbeschäftigung zu sehen, sondern als religiösen Akt. «Pilgern bedeutet vielmehr, aus uns herauszutreten, um Gott dort zu begegnen, wo er sich offenbart hat, wo sich die göttliche Gnade mit besonderem Glanz gezeigt hat und unter den Gläubigen überaus große Früchte der Bekehrung und Heiligkeit hervorgebracht hat.»

Das Kirchenoberhaupt hatte die zwölf Kilometer lange Strecke zur Kathedrale im «Papamobil» zurückgelegt. Das Gotteshaus ist Ziel der Pilger auf dem Jakobsweg. Dort soll sich das Grab des Apostels Jakob, des Schutzheiligen Spaniens, befinden. Der Jakobsweg ist besonders bei deutschen Pilgern beliebt.

Als «Bote und Zeuge des Evangeliums» wollte Benedikt abends dann nach Barcelona fliegen. Dort ist für Sonntag ein Gottesdienst in der Sagrada Familia geplant. Die monumentale Kirche, an der seit 128 Jahren gebaut wird, sollte von Benedikt XVI. geweiht und offiziell zur Basilika erhoben werden. Dieses Werk des Architekten Antoni Gaudí (1852-1926) gilt als der bedeutendste Kirchenneubau unserer Zeit.

Kirchen / Spanien / Vatikan
06.11.2010 · 18:40 Uhr
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