Pakistan verstärkt Kampf gegen erneut ausbrechende Polio-Epidemie
Vor zwei Jahren schien Pakistan kurz davor zu stehen, Polio endgültig zu besiegen. Als eines der letzten zwei Länder, in denen das Virus noch endemisch ist, hatte Pakistan über ein Jahr lang keine neuen Infektionen gemeldet – ein Rekord, auf den das Land stolz sein konnte. Doch mittlerweile erlebt Pakistan eine erneute Ausbreitung der Krankheit, die ihre traditionellen Brennpunkte verlassen hat und nun auch bislang weitgehend verschonte Gebiete infiziert.
Vergangene Woche meldeten Gesundheitsbehörden den ersten Poliofall in der Hauptstadt Islamabad seit 16 Jahren. Noch gravierender sind die Ergebnisse der Umwelterhebungen, die in diesem Monat das Polio-Virus in Abwassermustern mehrerer Großstädte nachwiesen, darunter Peshawar und Karachi. Besonders Karachi, die größte Stadt Pakistans, ist wegen ihrer überfüllten und unhygienischen Slums besonders gefährdet.
Eine besorgniserregende neue Entwicklung ist das Auftauchen des Virus in Balochistan, einer trockenen und unruhigen Provinz im Südwesten Pakistans, hunderte Kilometer entfernt vom ursprünglichen Ausbreitungsgebiet im nordwestlichen Khyber-Pakhtunkhwa-Provinz.
Am Montag startete Pakistan eine landesweite, einwöchige Impfkampagne gegen Polio. Dabei engagierten sich 286.000 Gesundheitsmitarbeiter, was diese Initiative zum größten öffentlichen Gesundheitsüberwachungsnetzwerk der Welt macht. Ziel ist es, 30 Millionen Kinder unter fünf Jahren zu impfen. Die Kampagne erstreckt sich über 115 der mehr als 165 Distrikte des Landes und ist Teil eines erneuerten Milliarden-Dollar-Plans der Regierung, die Verbreitung des Virus einzudämmen.
„Ich bin zuversichtlich, dass Polio in den kommenden Jahren und Monaten durch koordinierte Anstrengungen ausgerottet wird“, sagte Premierminister Shehbaz Sharif am Montag. „Polio wird aus den Grenzen Pakistans vertrieben und nie zurückkehren.“