Osram: Plötzlich in einem anderen Licht
Vor wenigen Wochen gab der Münchner Lichttechnikspezialist Osram seine Aufstellung als Photonikkonzern bekannt. Jetzt schieben Gerüchte über eine mögliche Übernahme des MDAX-Konzerns den Aktienkurs deutlich an. Informationen des US-Börsendienstes Bloomberg zufolge prüft der US-Finanzinvestor Bain Capital eine Offerte für die ehemalige Siemens-Lichttechniksparte. Sowohl Osram als auch Bain Capital äußerten sich zu den Gerüchten bisher nicht.
"Der Ausgang ist unsicher. Die deutliche Reaktion der Anleger zeigt jedoch, dass Osrams Bewertung auf ein attraktives Niveau gefallen ist und vor der Offerte einen Boden gefunden hatte", kommentiert der Bankhaus-Lampe-Analyst Karsten Iltgen die Situation. Anfang November hatte Vorstandschef Olaf Berlien die neue Aufteilung des Münchner Konzerns in drei Bereiche vorgestellt: LEDs (Opto), Automobil und eine Digitalsparte, die Software und Industrielösungen bündeln soll.
Mit aktionärsfreundlichen Maßnahmen - etwa dem Verzicht auf eine Dividendenkürzung trotz des starken Gewinnrückgangs sowie Aktienrückkäufen - warb Osram um Vertrauen bei Investoren. Zwei Gewinnwarnungen in Folge im abgeschlossenen Geschäftsjahr bis Ende September hatten Börsianer zuvor verunsichert.
Der jüngste Kursaufschwung könnte eine Wende bringen. Osram hat ein wertvolles Technologieportfolio, liegt in seinen Nischenmärkten vorn und ist trotz seiner milliardenschweren Investition in eine LED-Chipfabrik am Technologiestandort Kulim in Malaysia nicht nennenswert verschuldet. Allerdings verdienen die Münchner die Hälfte ihres Gewinns in der Automobilindustrie und sind, ähnlich wie Continental, hier von der schwächeren Nachfrage, von der Zollfehde zwischen den USA und China sowie von negativen Währungseffekten betroffen. Seit dem Börsengang 2013 wurde ein großer Teil der Firma verkauft, damit sie sich auf wachstumsstarke Segmente fokussieren könne. An der Börse kam das gut an. Dann folgten die Gewinnwarnungen. Als auch die Geschäftsziele für 2020 kassiert wurden, war die Verunsicherung groß.
Ursprünglich wollte Osram binnen zwei Jahren fünf bis 5,5 Milliarden Euro Umsatz und ein bereinigtes Ergebnis (Ebitda) von 0,9 bis eine Milliarde Euro erreichen und netto fünf Euro pro Aktie verdienen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr waren es 4,1 Milliarden Euro Umsatz, 605 Millionen Euro operativer Gewinn und 1,44 Euro Gewinn pro Aktie - das ist weit entfernt von den Ambitionen. "Wir werden unsere Ziele später erreichen, aber nicht 2020", sagt Chef Berlien. Der Druck von außen auf den Vorstand steigt. Wenn Osram nicht übernommen werden soll, muss das Management bald Erfolge präsentieren.
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