Ölpreise reagieren auf geopolitische Entwicklungen und Strafzölle
Die Preise auf dem Ölmarkt haben am Dienstag nach anfänglichen Anstiegen eine Kehrtwende vollzogen. Auslöser dieser Entwicklung ist eine Teilaussetzung der Kampfhandlungen zwischen Russland und der Ukraine, auf die sich die beiden Länder verständigt haben. Damit sank der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai moderat um 26 Cent auf 72,74 US-Dollar. Auch die US-Sorte WTI verzeichnete einen Rückgang von 31 Cent und notierte bei 68,81 Dollar.
Laut Aussagen der US-Regierung und des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj haben sich Russland und die Ukraine auf eine Waffenruhe im Schwarzen Meer geeinigt, die auch ein Angriffsverbot auf die Energieinfrastruktur umfassen soll. Selenskyj zeigte sich zuversichtlich, dass die USA bei der Überwachung dieser Übereinkünfte unterstützend tätig sein werden. Die Gespräche, die zu dieser Einigung führten, fanden in Saudi-Arabien statt, um eine sichere Schifffahrt in der Region zu gewährleisten. Russland bleibt unterdessen ein bedeutender Akteur auf dem globalen Ölmarkt und ist Mitglied des Ölverbundes Opec+.
Im Vorfeld hatte die von Donald Trump angekündigte Einführung von Strafzöllen gegen Venezuela den Ölpreisen Auftrieb gegeben. Die Beschlüsse sehen vor, dass künftig jedes Land, das Öl oder Gas von Venezuela bezieht, einen Strafzoll von 25 Prozent auf den Handel mit den USA zahlen muss. Hintergrund sind andauernde Auseinandersetzungen über Migrationsfragen. Da Venezuela hauptsächlich schweres Rohöl produziert, das für die Herstellung von Diesel und Heizöl genutzt wird, erhöht sich durch die Ankündigung das Risiko von Versorgungsengpässen.
Der Rohstoffexperte der Commerzbank, Carsten Fritsch, bezeichnete die Strafzollankündigung als die bisher bedeutendste Sanktionsdrohung auf dem Ölmarkt durch Trump. Angesichts der Tatsache, dass Venezuelas Ölproduktion seit Ende 2020 einen Anstieg erlebte, könnte eine drastische Reduzierung der Ölexporte des Landes auch richtungsweisend für zukünftige Sanktionen gegen den Iran sein, sollte sich die bisherige Strategie als unwirksam erweisen.