Ökonomische Visionen im Vergleich: Trump gegen Harris
Mit dem Wechsel von Joe Biden zu Kamala Harris als demokratische Präsidentschaftskandidatin wird die konträre Ausrichtung zwischen ihr und Donald Trump noch deutlicher. Harris präsentiert eine Reihe von Vorschlägen, die sich hauptsächlich an die Unterstützung von Gering- und Mittelschichtshaushalten richten. Dazu gehören günstigere Wohnkosten, reduzierte Kinderbetreuungskosten, Maßnahmen gegen Preistreiberei und niedrigere Medikamentenpreise. Diese Initiativen sollen durch Steuererhöhungen für Wohlhabende und Unternehmen finanziert werden, so Mark Zandi, Chefökonom von Moody's Analytics.
Die unterschiedlichen ökonomischen Pläne beider Kontrahenten werden im ersten und möglicherweise einzigen TV-Duell, das von ABC News ausgerichtet wird, thematisiert werden. Während Harris’ Vorschläge auf Widerstand in einem gespaltenen Kongress stoßen könnten, sind einige Maßnahmen, wie etwa im Bereich Wohn- und Kinderbetreuung, durchsetzbar. Trotz Vorwürfen, sie sei 'zu liberal', zeigt Harris in einigen Bereichen Bereitschaft zur Mitte, etwa durch den Verzicht auf ein Fracking-Verbot und eine moderate Senkung des Kapitalertragsteuersatzes für wohlhabende Amerikaner.
In zentralen wirtschaftlichen Fragen wie Handel, Einwanderung und Steuern ähnelt Harris’ Ansatz weitgehend Bidens Politik, während Trump plant, seine Steuerkürzungen von 2017 auszuweiten und die Einwanderungspolitik drastisch zu verschärfen. Trumps ökonomisches Programm könnte zu einem langsamer wachsenden Wirtschaftswachstum mit höherer Inflation führen, während Harris' Pläne eine moderate wirtschaftliche Expansion und geringere Inflation versprechen, so Analysen von Moody's und Goldman Sachs.
Eine Prognose von Moody’s deutet darauf hin, dass Trumps Pläne eine Rezession bis Mitte 2025 auslösen könnten, während Harris‘ Maßnahmen für ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 2,1 % jährlich sorgen könnten. Laut einer Umfrage von ABC News/Ipsos genießt Trump bei Wirtschafts- und Inflationsfragen das höhere Vertrauen der US-Amerikaner.
Trumps Plan, sämtliche US-Importe mit einem 10%igen Zoll zu belegen und chinesische Importe sogar mit 60 %, könnte die Inflation merklich ansteigen lassen, da Unternehmen die erhöhten Kosten an Verbraucher weitergeben würden. Harris setzt hingegen auf gezielte und strategische Zölle.
Im Bereich der Einwanderungspolitik planen beide Kandidaten rigorose Maßnahmen. Während Trump auf Massenabschiebungen setzt, plant Harris härtere Strafen für illegale Einwanderer und Maßnahmen zur Unterstützung von Migranten auf dem Weg zur Staatsbürgerschaft.
Knappere fiskalpolitische Maßnahmen zur Förderung erneuerbarer Energien plant Trump durch Rücknahme von Subventionen im Inflation Reduction Act, was das Wirtschaftswachstum dämpfen könnte, laut Moody's und Goldman Sachs. Harris hingegen setzt auf eine Vielzahl von Maßnahmen zur Unterstützung einkommensschwacher Haushalte, finanziert durch höhere Steuern für Reiche und Unternehmen.
Im Überblick lässt sich sagen, dass Harris’ Programme tendenziell zu einer stabileren und moderat wachsenden Wirtschaft führen würden, während Trumps Pläne bei weniger staatlicher Einflussnahme wohl eine höhere Inflation und ein langsameres Wachstum zur Folge hätten.