Ökonomische Gewalt: Der Missbrauch von Hypotheken als Waffe
Das britische Hilfswerk Surviving Economic Abuse richtet eine eindringliche Warnung an die Öffentlichkeit: Hypotheken werden zunehmend von häuslichen Tätern als Werkzeug gegen ihre aktuellen oder ehemaligen Partner eingesetzt, was die Opfer in Schulden und Obdachlosigkeit stürzt. Zurück bleiben unüberschaubare Hypothekenschulden, zerstörte Kreditbewertungen und ein Leben in wirtschaftlicher Unsicherheit.
Ein besonders eindrucksvolles Beispiel schildert eine Frau, die nach über einem Jahrzehnt immer noch in einem „Hypothekengefängnis“ festsitzt, obwohl sie ihren ehemaligen Ehemann längst verlassen hat. Die Organisation berichtet, dass Täter häufig ihre vereinbarte Hypothekarverpflichtung nicht erfüllen oder sich weigern, neuen Vertragsbedingungen zuzustimmen oder zu verkaufen. Dies führt dazu, dass Opfer entweder bei ihren Peinigern verbleiben oder in wirtschaftliche Unsicherheit und Verschuldung getrieben werden.
Laut einer von Opinium im Auftrag der Hilfsorganisation durchgeführten Umfrage unter mehr als 1.000 Frauen in Großbritannien, die in den vergangenen zwei Jahren eine gemeinsame Hypothek hatten, gaben 12% der Befragten an, mindestens eine Form von hypothekenbezogenem Missbrauch durch einen Partner oder Ex-Partner erfahren zu haben.
Erschreckenderweise fühlten sich über drei Viertel der betroffenen Frauen aufgrund des finanziellen Missbrauchs durch die gemeinsame Hypothek nicht in der Lage, ihre unsichere Wohnsituation zu verlassen. Fast die Hälfte musste bei Versorgungsleistungen oder lebensnotwendigen Gütern wie Nahrung, Kleidung oder Toilettenartikeln einsparen, um die monatlichen Hypothekenraten zu decken.
Neun von zehn der Betroffenen erfuhren zudem negative Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit, wie Angstzustände, Depressionen, Panikattacken oder suizidale Gedanken. Der Bericht, „Locked into a mortgage, locked out of my home“, finanziert von der abrdn Financial Fairness Trust und der Joseph Rowntree Charitable Trust, fordert eine verbesserte Unterstützung durch Finanzdienstleistungsunternehmen.
Sam Smethers, Interim CEO von Surviving Economic Abuse, betont die Notwendigkeit von gesetzlichen Änderungen und fordert die Einrichtung einer Taskforce, um den Einsatz von Hypotheken als Waffe gegen wirtschaftlichen Missbrauch zu verhindern. Auch UK Finance, vertreten durch Fiona Turner, äußert sich besorgt und fordert eine flexiblere Handhabung von gemeinsamen Schulden durch Hypothekenanbieter.
Die britische Regierung unterstützt mit 200.000 Pfund die Aufklärungsarbeit von Surviving Economic Abuse und betont die Wichtigkeit ihrer Mission, die Gewalt gegen Frauen und Mädchen innerhalb eines Jahrzehnts zu halbieren.