Ölleck vor US-Küste vorerst abgedichtet

Washington/Berlin/London (dpa) - Im Golf von Mexiko gibt es endlich Hoffnung auf ein Ende der Ölpest. Erstmals seit drei Monaten ist die Ölfontäne in 1500 Meter Tiefe vollständig versiegt - ein tonnenschwerer Auffangzylinder dichtete das bislang beharrlich sprudelnde Bohrloch provisorisch ab.

Der Ölkonzern BP zeigte sich am Freitag mit einem Test zufrieden. Alles laufe nach Plan, sagte Manager Kent Wells. «Es gibt bisher keine negativen Ergebnisse.» Allerdings warnen die Behörden und BP vor voreiligem Optimismus.

«Es ist viel zu früh, um zu feiern», sagte BP-Topmanager Doug Suttles am Freitag dem US-Nachrichtensender CNN. Die vorübergehende Schließung der Ölquelle sei lediglich Teil eines Versuchs - und der Ausgang ungewiss. Immer wieder erlebte der Ölkonzern seit dem Untergang der Bohrinsel «Deepwater Horizon» im April technische Fehlschläge im Kampf gegen die schwerste Umweltkatastrophe der US-Geschichte.

US-Präsident Barack Obama bezeichnete die Fortschritte am Freitag als «gute Nachrichten». Der Zylinder werde den Kampf gegen die Ölpest auf jeden Fall voranbringen. «Entweder können wir den Ölfluss stoppen oder wir werden mit ihm in der Lage sein, fast das gesamte Öl aufzufangen», sagte er. Noch sei nicht entschieden, ob das Loch tatsächlich dauerhaft mit dem Zylinder verschlossen bleibe.

Nach Angaben des Einsatzleiters der US-Regierung, Thad Allen, sei wahrscheinlicher, dass von den Öffnungen des neuen Deckels aus Leitungen zu Schiffen an der Meeresoberfläche gelegt werden, die das Öl absaugen. Bis Ende kommender Woche sollen zwei weitere Tanker die Unfallstelle erreichen - dann wären vier im Einsatz, die laut Allen zusammen mehr als 10 000 Tonnen Öl täglich auffangen können - mehr als selbst nach schlimmsten Schätzungen ausläuft.

Allen erklärte, der Zylinder sei nicht dafür gedacht, die Quelle dauerhaft abzudichten. «Er soll vor allem genutzt werden, damit wir die Unfallstelle verlassen können, wenn ein Hurrikan aufzieht.» Erst mit Entlastungsbohrungen vier Kilometer unter dem Meeresboden soll das Bohrloch dann richtig versiegelt werden. Damit wird aber frühestens Ende Juli oder Anfang August gerechnet.

Auch Wells betonte, dass dies noch nicht der endgültige Sieg über die außer Kontrolle geratene Quelle ist. Zunächst bleibe das Bohrloch lediglich testweise verschlossen. Alle sechs Stunden werde gemessen, ob das vier Kilometer lange Steigrohr im Meeresboden bei einer Schließung des Bohrlochs dem Druck standhält. «Die Druckmessung entspricht bisher dem, was die Analysen vorhergesagt haben. Er steigt nach und nach an», sagte er. Gleichzeitig durchsuchen vier Unterwasser-Roboter den Meeresboden nach neuen Lecks.

«So eine Bohrung ist sehr komplex. Man weiß noch nicht einmal zu 100 Prozent, wo genau das Öl eigentlich austritt», sagte Prof. Matthias Reich von der TU Bergakademie Freiberg der dpa. «Das wird jetzt durch die Versuche ermittelt. Wenn der Druck in der verschlossenen Bohrung langsam aber stetig ansteigt, wäre das ein gutes Zeichen dafür, dass die Stahlrohre im Untergrund noch intakt sind. Wie viel Druck die Rohre aber aushalten, müssen weitere Versuche ergeben», erklärte der Experte für Bohrtechnik.

Professor Kurt Reinicke, Leiter des Lehrstuhls für Erdöl- und Erdgasgewinnung an der Technischen Universität Clausthal-Zellerfeld, räumte dem Verfahren durchaus Chancen ein. Von der technischen Seite sei es neben der Entlastungsbohrung der richtige Weg. «Aber, die Glocke allein ist keine Dauerlösung», sagte der Wissenschaftler der Nachrichtenagentur dpa.

Der Greenpeace-Meeresbiologe Christian Bussau warnte im Nachrichtensender n-tv ebenfalls vor zu viel Euphorie. «Ich denke, dass man erst in zwei, drei Tagen sagen kann, dass das Leck geschlossen worden ist oder nicht.» Die Schäden in der Natur seien unermesslich groß. «Wir müssen davon ausgehen, dass eine Ölmenge zwischen 400 000 und 800 000 Tonnen Öl dort freigesetzt worden sind.» Die Lehre aus dem Unglück könne nur sein: «Raus aus der Tiefsee (...).»

Der erste echte Durchbruch machte am Freitag auch den Aktionären von BP Hoffnung. Das Papier stieg am Freitag im britischen Leitindex FTSE 100 gleich nach Börsenstart an die Spitze. Zeitweise legte es um etwas mehr als fünf Prozent zu. Schon am Donnerstagabend, als BP den Erfolg bekanntgegeben hatte, war das Papier an der Wall Street um fast acht Prozent hochgesprungen. Gut 3,5 Milliarden Dollar (etwa 2,7 Milliarden Euro) hat der Konzern bislang für die Bekämpfung der Ölpest ausgegeben.

Umwelt / USA
16.07.2010 · 23:03 Uhr
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