Nvidia: Eine Chance im Schatten des Abschwungs?
Die Aktie von Nvidia, dem einst strahlenden Stern am Investorenhimmel, hat in den letzten Monaten deutlich an Glanz verloren. Der Kurs fiel seit seinem Höchststand im Juni um über 22 Prozent. Zwar konnte Nvidia kurzfristig eine Erholung verzeichnen, doch auch diese zeigte sich als nur ein kurzes Intermezzo.
Einige Anleger fragen sich nun, ob es an der Zeit ist, Nvidia zu verkaufen. Ein führender Analyst an der Wall Street sieht dies jedoch anders und empfiehlt, gerade jetzt in die KI-Aktie zu investieren. Einer der Hauptgründe für den jüngsten Kursrückgang sind Verzögerungen bei der Auslieferung von GPUs, die auf der neuen Blackwell-Architektur des Unternehmens basieren. Investoren hatten gehofft, dass die Einnahmen aus diesen leistungsstarken Chips schon früher beginnen würden.
Auch die Ergebnisse des zweiten Quartals erhielten gemischte Reaktionen. Zwar übertraf Nvidia die Umsatz- und Gewinnschätzungen der Wall Street, jedoch nicht die sogenannten „Flüsterzahlen“, was bei einigen Anlegern für Enttäuschung sorgte. Hinzu kommen Befürchtungen, dass der KI-Boom bereits seinen Höhepunkt erreicht haben könnte und Kunden ihre Ausgaben für die benötigten GPUs reduzieren könnten.
Ein weiterer Schlag für Nvidia war die Meldung von Bloomberg News, dass das US-Justizministerium eine Vorladung an das Unternehmen im Rahmen einer Untersuchung zu möglichen Verstößen gegen das Kartellrecht ausgestellt habe. Nvidia bestritt den Erhalt einer solchen Vorladung, doch die Nachrichten ließen die Aktienkurse weiter sinken.
Trotz dieser Herausforderungen sieht Bank of America-Analyst Vivek Arya die aktuelle Situation als günstigen Zeitpunkt zum Kauf. Laut Arya ist Nvidias Bewertung mit dem 27-fachen des geschätzten Gewinns für das Geschäftsjahr 2026 attraktiv, die niedrigste Bewertung seit fünf Jahren. Bank of Americas 12-Monats-Kursziel für die Aktie liegt bei 165 USD, was einem Potenzial von rund 55 Prozent entspricht.
Was die Verzögerung bei Blackwell angeht, erwartet Bank of America, dass Nvidia in den nächsten Wochen bestätigt, dass die Auslieferungen begonnen haben. Dies steht im Einklang mit Aussagen von Nvidia-CEO Jensen Huang, der in der Quartalskonferenz des Unternehmens sagte, dass die Auslieferungen im vierten Quartal beginnen würden. Arya prognostiziert zudem, dass die Nachfrage nach den Hopper-Chips der vorherigen Generation weiterhin stark bleiben wird.
Bank of America glaubt weiterhin fest an einen anhaltenden KI-Boom, der mindestens ein bis zwei Jahre andauern wird. Arya schreibt, dass die bisherigen Bemühungen mit der ersten Welle großer Sprachmodelle (LLM) nur ein Vorgeschmack waren. Was die Untersuchung des Justizministeriums betrifft, erwartet Bank of America derzeit keine Auswirkungen auf Nvidia, da solche Ermittlungen bei großen US-Technologieunternehmen nicht ungewöhnlich sind.
Es gibt wenig an den Aussagen von Bank of America zu bemängeln. Die aktuelle Bewertung von Nvidia erscheint besonders attraktiv, und die Nachfrage nach Hopper-GPUs dürfte robust bleiben. Auch andere große Technologieunternehmen wie Amazon, Microsoft und Alphabet unterstützen die Ansicht, dass der KI-Boom noch länger andauern wird.
Einzig unsicher bleibt, ob die Aktie tatsächlich in den nächsten 12 Monaten um 55% steigen wird. Doch selbst wenn Nvidia dieses Ziel nicht erreicht, erscheint die verstärkte Investition in die derzeit gebeutelte Aktie als kluge Entscheidung.