Nordsee als CO2-Speicher: Chancen, Herausforderungen und Kritik der CCS-Technik
Die Zukunft der CO2-Speicherung unter der Nordsee nimmt Gestalt an, nachdem der Bundestag kürzlich den rechtlichen Rahmen für die umstrittene CCS-Technik (Carbon Dioxide Capture and Storage) erweitert hat. Mit der Zustimmung der Bundesländer, die noch aussteht, könnte diese Technologie bald über den wissenschaftlichen Bereich hinaus in großem Stil eingesetzt werden. Am kommenden Freitag wird der Bundesrat über die notwendige Gesetzesänderung debattieren, und insbesondere die Rolle der Küstenländer Niedersachsen und Bremen wird dabei unter die Lupe genommen.
CCS zielt darauf ab, das beim Verbrennen fossiler Brennstoffe entstehende CO2 aufzufangen und dauerhaft unterirdisch zu speichern, um dessen Freisetzung in die Atmosphäre und anschließende Erderwärmung zu verhindern. Erste Schritte zum Aufbau einer Infrastruktur laufen bereits: So plant beispielsweise der Tank-Terminal-Betreiber HES in Wilhelmshaven eine Drehscheibe für den Export von CO2. Das Unternehmen Open Grid Europe (OGE) erörtert den Bau eines zukünftigen Pipelinenetzes, das nach 2030 in Betrieb gehen könnte.
Während die Befürworter in CCS eine wichtige Ergänzung zu anderen Klimaschutzmaßnahmen sehen, um unvermeidbare CO2-Emissionen aus bestimmten Industriebereichen zu kompensieren, gibt es auch erhebliche Kritik. Umweltschutzorganisationen wie der BUND Niedersachsen bezeichnen CCS als kostenintensiv und potenziell unsicher und verweisen auf die geringen zu erwartenden Beiträge zur globalen CO2-Reduzierung. Zudem stehen mögliche Umweltgefahren durch Leckagen und Lärmbelastungen bei der Erkundung im Raum.
Niedersachsens rot-grüne Landesregierung zeigt der CCS-Technik Ablehnung entgegen und verweist auf gesetzliche Regelungen, die eine unterirdische CO2-Speicherung im Land bereits seit 2015 untersagen. Die Opposition sieht hingegen das Potenzial für eine eingehendere Prüfung der Technologie. Während geologische Studien potenziell große Speicherkapazitäten unter der Nordsee identifizieren, bleibt abzuwarten, wie sich die Debatten in den politischen Gremien entwickeln werden.

