Neue Führung bei Starbucks: Brian Niccol übernimmt Steuer
Der ehemalige Taco Bell und Chipotle Chef Brian Niccol tritt heute offiziell seine Position als neuer Vorsitzender und CEO von Starbucks an. Diese Ernennung erfolgt zu einer Zeit, in der der Kaffeeriese aus Seattle mit betrieblichen Herausforderungen konfrontiert ist, die die Wurzeln und das Geschäftsmodell des Unternehmens in Frage stellen. Howard Schultz, ehemaliger Vorsitzender und CEO von Starbucks, beschrieb kürzlich einen chaotischen Morgen in einem Starbucks-Geschäft in Chicago als symptomatisch für die aktuellen Probleme des Unternehmens. Kunden, die ihre Bestellungen über eine mobile App aufgegeben hatten, fanden ihre Getränke nicht rechtzeitig vor. Dieses Durcheinander widerspreche dem Grundgedanken von Starbucks, so Schultz. Mit fast 40.000 Geschäften weltweit hat sich Starbucks in den Stadtkern vieler Metropolen integriert. Allerdings könnten die hohen Preise potenzielle Kunden abschrecken, so Marktanalysten. Beispielsweise kostet ein mittelgroßer Pumpkin Spice Latte in Manhattan mittlerweile fast 8 Dollar. Die Frage, wie Starbucks sein gehobenes Kaffeeerlebnis beibehalten kann, während es gegen niedrigpreisige Rivalen und unabhängige Cafés antritt, sei derzeit maßgeblich, erklärte Chris Kayes, Professor für Management an der George Washington University. Niccol gilt als 'Promi-CEO', der in der Lage sei, ein angeschlagenes Unternehmen zu revitalisieren. Bereits bei Chipotle bewies er seine Expertise, indem er die Marke nach einer Serie von Lebensmittelvergiftungen wieder auf Kurs brachte und den Umsatz verdoppelte. Phil Kafarakis, Präsident und CEO der International Foodservice Manufacturers' Association, betont die Notwendigkeit einer gestrafften Speisekarte, um das Betriebschaos zu reduzieren. Starbucks Baristas müssen derzeit etwa 100.000 verschiedene Getränkevariationen zubereiten, was die Komplexität des Betriebs massiv erhöht. Ein weiteres Problem für Starbucks ist die Rückkehr von Einweg-Plastikstrohhalmen, trotz früherer Umweltversprechen. Diese Entscheidung zog Kritik von der Ocean Conservancy auf sich. Die Firma setzt zunehmend auf mobile Bestellungen, Drive-Thru und Lieferdienste, wodurch weniger Kunden in den Filialen verweilen. Michelle Eisen, eine Starbucks-Barista und Gewerkschaftsorganisatorin, bemängelte, dass das Personalaufkommen nicht mit der wachsenden Nachfrage Schritt halte. Starbucks bleibt in Bezug auf die Lieferzeiten hinter einigen Konkurrenten zurück. Laut einer Umfrage von Technomic erhielten 77% der Kunden bei Caribou Coffee ihre Bestellungen in fünf Minuten oder weniger, während dies bei Starbucks nur 62% der Fall war. Angesichts von Herausforderungen wie Niedrigpreiswettbewerbern in China und Boykotten im Nahen Osten, wird der Umbau von Starbucks keine leichte Aufgabe sein. Der Vorstand von Starbucks glaubt jedoch an Niccols Fähigkeit, das Unternehmen zu verbessern, auch angesichts seines lukrativen Vertrags. Niccols könnten dabei auch arbeitsrechtliche Herausforderungen erwarten. Unter seiner Führung schloss Chipotle eine Filiale, die einen Antrag auf Gewerkschaftsbildung gestellt hatte, was zu rechtlichen Problemen führte. Michelle Eisen hofft dennoch, dass Niccol mit der Gewerkschaft zusammenarbeitet, um die Betriebsbedingungen zu verbessern. Rund 500 Starbucks-Filialen in den USA haben seit Ende 2021 für eine Gewerkschaftsbildung gestimmt, und es gibt Pläne, bis Ende des Jahres eine Einigung zu erzielen. Eisen sagte: 'Es scheint, dass Starbucks viel in diesen neuen CEO investiert hat. Ich hoffe, sie investieren auch in uns.'