Neue ESG-Regulierung in Großbritannien: Ein Fortschritt für mehr Transparenz
Die britische Finanzwelt erlebt einen bedeutenden Wandel: Die neue Schatzkanzlerin Rachel Reeves hat die Einführung von Regulierungen für Umwelt-, Sozial- und Governance-Bewertungsagenturen (ESG) vorgezogen. Ab dem kommenden Jahr werden Unternehmen, die ESG-Bewertungen vornehmen, von der Financial Conduct Authority reguliert. Diese Entwicklung zeigt, dass die britische Regierung Transparenz in einem oft undurchsichtigen Sektor anstrebt. Doch wie relevant ist dies für vermögende Investoren? Das Hauptproblem bei der Förderung von ESG-Investitionen liegt in der Unklarheit über die Definition und Messung der drei Kriterien – Umwelt, Soziales und Governance. Diese lassen sich nicht wie eine einzelne Anlageklasse definieren, und die Interpretation guter Governance oder Nachhaltigkeit variiert stark. Ein weiterer Diskussionspunkt ist die beste Anlagestrategie im Einklang mit nachhaltigen Überzeugungen: Sollte man Unternehmen meiden, die diese nicht erfüllen, oder sie halten und die Aktionärsmacht nutzen, um Veränderungen zu bewirken? Die fehlende Einheitlichkeit erschwert es Vermögensmanagern, die Unmengen an benötigten Daten zu sammeln, zu analysieren und korrekt zu berichten. ESG-Bewertungen sollten helfen, einige dieser Herausforderungen zu bewältigen. Allerdings sind sie ebenfalls nicht unumstritten. Die Beurteilungen basieren auf einer Vielzahl von Datenpunkten und subjektiven Meinungen. Das führt häufig zu unterschiedlichen Ergebnissen der Ratingagenturen, was für Investoren bedeutet, dass sie die Bewertungsmethoden hinterfragen müssen, um herauszufinden, welche ihren eigenen Nachhaltigkeitszielen am besten entsprechen. ESG-Ratings sind nicht dasselbe wie Kreditratings und bieten keine direkte Orientierung in Bezug auf finanzielle Risiken oder künftigen Erfolg. Zudem gehen sie ausschließlich auf öffentliche Märkte ein, während private Märkte erheblich gewachsen sind und laut IWF nun etwa 2,1 Billionen USD wert sind – ein Bereich, den ESG-Ratings bislang ignorieren. Trotz dieser Herausforderungen finden vermögende Investoren neue Wege durch das komplexe ESG-Labyrinth. Harlin Singh von Citi Private Bank stellt fest, dass ihre Klienten zunehmend den realen Einfluss ihrer Investitionen betrachten, anstatt sich nur auf ESG-Bewertungen zu fokussieren. Sie streben eine Integration ihrer Investitionen mit philanthropischen Zielen an, um ein bleibendes Erbe zu schaffen. Diese Tendenz wird sich weiter fortsetzen. Während es oft heißt, dass nur jüngere Generationen ein Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen hätten, scheint dies nicht der Realität zu entsprechen. Auch die ältere Generation ist stark engagiert. Vermögende Kunden betrachten alle ihre Investments durch eine Nachhaltigkeitsbrille, um bessere Renditen und ein effizientes Risikomanagement zu erreichen. Für jene, die sich noch in die Feinheiten des nachhaltigen Investierens einarbeiten, wird die erhöhte Transparenz durch neue Regulierungen hilfreich sein – doch es bleibt noch viel zu tun.