Sprinterin Timanowskaja auf dem Weg nach Wien

Wien/Tokio (dpa) - Die belarussische Sportlerin Kristina Timanowskaja ist auf dem Weg nach Wien. Das bestätigte das österreichische Außenministerium am Mittwoch.

Laut Medienberichten hat die 24-Jährige Tokio in einer Maschine verlassen, die gegen 16.00 Uhr in Wien landen soll. Eigentlich wurde erwartet, dass die Sportlerin nach Warschau fliegt. Polen hatte ihr ein humanitäres Visum ausgestellt.

Das IOC hatte kurz vor der Abreise der belarussischen Sprinterin aus Tokio eine Disziplinarkommission zur Aufklärung des Falls eingesetzt. Das Gremium soll die Tatsachen in der Affäre um die mutmaßlich von belarussischen Behörden versuchte Entführung der Leichtathletin aus Japan feststellen.

Unterdessen wollen weitere Athleten aus Belarus ihre Heimat verlassen. Jana Maximowa schrieb bei Instagram, sie und ihr Ehemann, der Sportler Andrej Krawtschenko, wollten künftig in Deutschland leben. In Belarus könne man seine Freiheit und sein Leben verlieren. «Hier ist die Chance, tief durchzuatmen und zu denjenigen zu gehören, die für die Freiheit ihres Volkes, ihrer Freunde, Verwandten und Lieben kämpfen», schrieb sie zu einem Bild mit ihrem Kind.

Rückkehr sollte erzwungen werden

Nach Angaben der Athletin hatten belarussische Behörden sie am Sonntag zur vorzeitigen Rückkehr nach Minsk zwingen wollen, weil sie Kritik an Sportfunktionären geübt hatte. Timanowskaja wandte sich aber am Flughafen Haneda an die japanische Polizei und verweigerte den Rückflug.

Die IOC-Disziplinarkommission soll nun vor allem den Leichtathletik-Cheftrainer von Belarus (Weißrussland) und den stellvertretenden Direktor des nationalen Trainingszentrums ins Visier nehmen. Die beiden Funktionäre sollen Timanowskaja mitgeteilt haben, dass sie wegen ihrer Kritik an den Entscheidungen der Teamspitze in den Sozialen Medien vorzeitig in ihre Heimat zurückkehren muss.

Timanowskaja hatte der «Bild» gesagt, es sei ihr nicht um Politik gegangen. «Ich habe nur kritisiert, dass unsere Chef-Trainer über das Staffellauf-Team entschieden haben, ohne sich mit den Sportlern zu beraten», erklärte sie. «Dass das solche Ausmaße annehmen und zu einem politischen Skandal werden kann, hätte ich nie gedacht.»

Deutliche Kritik aus Polen

Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki attackierte die belarussische Spitze um Machthaber Alexander Lukaschenko scharf. Er forderte, die «Aggression der belarussischen Sicherheitsdienste auf japanischem Gebiet» müsse auf «entschiedenen Widerspruch der internationalen Gemeinschaft stoßen». Außenminister Heiko Maas (SPD) kritisierte die Regierung von Belarus als politisch und moralisch bankrott. Sportler-Bündnisse wie Athleten Deutschland und Global Athlete machten sich für eine Sperre des Belarussischen Olympischen Komitees stark.

Eine Entscheidung über mögliche IOC-Sanktionen noch während der Tokio-Spiele erscheint aber unwahrscheinlich. «Diese Dinge brauchen Zeit. Wir müssen der Sache auf den Grund gehen», hatte IOC-Sprecher Adams bereits am Dienstag gesagt.

Das NOK von Belarus ist schon seit einiger Zeit beim IOC in Ungnade gefallen. Machthaber Lukaschenko, der lange auch das NOK führte, und sein Sohn Viktor, der nun Verbandschef ist, wurden von allen olympischen Aktivitäten und damit auch den Tokio-Spielen ausgeschlossen. Die Führung des NOK um die Lukaschenkos habe Athleten nicht ausreichend vor politischer Diskriminierung innerhalb der Sportorganisationen des Landes geschützt, begründete IOC-Chef Thomas Bach im vergangenen Dezember die Sanktionen. Auch alle finanziellen Zuwendungen für das NOK von Belarus wurden vorerst eingestellt.

Olympia / Leichtathletik / Konflikte / IOC / Kristina Timanowskaja / Sanktionen / Japan / Belarus / Polen
04.08.2021 · 11:00 Uhr
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