Nach Enke-Suizid: Umdenken im Fußball gefordert

Hamburg (dpa) - Nach dem Suizid von Nationaltorwart Robert Enke fordern dessen Weggefährten ein Umdenken im Profifußball. «Die Tragödie Robert Enke gibt Anlass, über bestimmte Dinge nachzudenken, die in dem Geschäft üblich sind und hingenommen werden», so der Manager von Hannover 96, Jörg Schmadtke.

«Wir haben eine Aufgabe gestellt bekommen von Robert, über die sollten wir nachdenken», sagte Schmadtke in einem Interview mit dem Norddeutschen Rundfunk. In der RTL-Sendung «Stern TV» fügte Schmadtke am Mittwochabend hinzu: «Wir müssen uns mit der Thematik befassen, was die Betreuung junger Menschen angeht.»

Enkes Ehefrau Teresa und sein behandelnder Arzt hatten die schweren Depressionen des 32-Jährigen auf einer Pressekonferenz öffentlich gemacht. «Es war die freie Entscheidung von Frau Enke. Ich denke, sie wollte auch die Öffentlichkeit für dieses Thema sensibilisieren», sagte Hannovers Vereinspräsident Martin Kind in mehreren Interviews.

Der Tod des achtmaligen Nationalspielers Enke, der sich seit 2003 wegen seiner Depressionen in Behandlung befand, rief tiefe Trauer über den Sport hinaus hervor. 35 000 Menschen nahmen am Dienstagabend in Hannover an einem Trauerzug teil. Bei einem Gedenkgottesdienst stand die Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit Präsident Theo Zwanziger, Bundestrainer Joachim Löw und Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack der Witwe zur Seite. Zuvor hatte der DFB das für Samstag angesetzte Länderspiel gegen Chile abgesagt.

Enkes Krankheit war bis zuletzt für sein berufliches Umfeld unerkannt geblieben. «Robert hat eine perfekte Rolle gespielt, er hat die Öffentlichkeit perfekt getäuscht.(...) Dadurch hat er uns die Möglichkeit genommen, ihm zu helfen», sagte Schmadtke. Enkes langjähriger Torwarttrainer Jörg Sievers machte deutlich, wie groß das Tabu nach wie vor ist, eine psychische Erkrankung öffentlich zu thematisieren: «Depression wird sicher irgendwo als Schwäche ausgelegt.» In der Sat.1-Sendung «Kerner» appellierte Hannovers Präsident Kind an den Sport, Schwächen offen anzusprechen: «Vom Grundsatz bin ich tief überzeugt, dass wir lernen müssen, uns zu öffnen.»

Die Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VDV) mahnte mehr psychologische Unterstützung für Spieler an. VDV-Geschäftsführer Ulf Baranowsky sagte am Mittwoch im Deutschlandradio Kultur, die Vereine als Arbeitgeber müssten den Spielern zur Seite stehen und Angebote schaffen. Er lobte Clubs wie Bayern München und den VfL Bochum, die bereits Psychologen beschäftigten. «Es gibt schon gute Beispiele von Clubs (...), die sich öffnen für so eine Thematik. Es wäre wirklich wünschenswert, wenn weitere Maßnahmen folgen würden - wie auch immer dann geartet.»

Enkes Tod schockierte im Ausland, so auch auf der iberischen Halbinsel. Der FC Barcelona reagierte mit einer Schweigeminute und widmete seinem ehemaligen Torwart einen Pokalsieg, Trainer-Star José Mourinho äußerte sich «zutiefst betroffen» und «sehr geschockt». Das sagte der Coach von Inter Mailand der portugiesischen Nachrichtenagentur «Lusa». Enke war Torwart von Benfica Lissabon, als der heutige Starcoach dort seine Profitrainer-Laufbahn begann. «Er war mein erster Torwart. Ich kann mich erinnern, dass er sich immer durch seine Ruhe, Sympathie, Höflichkeit und Professionalismus ausgezeichnet hat», sagte Mourinho.

Fußball
12.11.2009 · 07:38 Uhr
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