Mögliche Lockerung des „Amazonas-Soja-Moratoriums“: Ein Balanceakt zwischen Umweltschutz und Agrarinteressen
Multinationale Getreidehändler in Brasilien erwägen Änderungen des „Amazonas-Soja-Moratoriums“, einem freiwilligen Abkommen, das den Kauf von Sojabohnen aus abgeholzten Regenwaldgebieten verhindern soll. Unternehmen wie ADM, Cargill, Cofco und Bunge verpflichteten sich Mitte der 2000er Jahre, kein Soja von Flächen zu erwerben, die seit 2008 gerodet wurden.
Das Moratorium wird von Wissenschaftlern und Umweltschützern für seinen Beitrag zur Verlangsamung der Abholzung im Amazonas, dem größten Regenwald der Welt, gelobt. Durch seine Bäume bindet der Amazonas große Mengen klimaschädlicher Gase und stellt somit eine wichtige Klimaschutzbarriere dar.
Allerdings ziehen die Händler in Betracht, zwischen einzelnen Sojafeldern zu differenzieren. Dies könnte es Landwirten erlauben, von einer Seite ihres Anwesens zu exportieren, während sie in benachbarten, kürzlich gerodeten Gebieten Soja pflanzen.
Die zugrunde liegenden Diskussionen werden von Abiove, der Interessenvertretung der Sojahändler in Brasilien, geführt. Deren Mitglieder äußerten sich bislang nicht konkret zu den laufenden Gesprächen.
Brasiliens Waldgesetz erlaubt es Landbesitzern im Amazonas, bis zu 20% ihrer Fläche zu roden. Ein rascher Anstieg der Abholzung führte zu einer zunehmend restriktiven Haltung der Privatwirtschaft, um den Export von Soja aus neu gerodeten Gebieten zu unterbinden.
Die möglichen Änderungen werfen die Frage auf, wie weit der Amazonas für den Sojaanbau geöffnet werden könnte. Jean-François Timmers von der World Wide Fund for Nature warnt vor den Auswirkungen der Abholzung: Millionen Hektar wurden nach 2008 im Amazonas gerodet.
Währenddessen verhandelt Abiove über gesetzliche Rahmenbedingungen, die die Unterstützer des Moratoriums benachteiligen könnten, wie ein neues Gesetz im Bundesstaat Mato Grosso zeigt, das Steuererleichterungen für Firmen streicht, die sich dem Moratorium verpflichten.
Abiove bekräftigt seine Unterstützung des Moratoriums und betont, die Interessen von Landwirten und Verbrauchern ausbalancieren zu wollen.