Modernisierung der Bundeswehr-Artillerie nimmt Fahrt auf
Die Reform und Modernisierung der Artillerie der Bundeswehr wird bald konkrete Gestalt annehmen, wie Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) während seines Besuchs der Artillerieschule in Idar-Oberstein bekanntgab. Das Verteidigungsministerium arbeitet intensiv daran, dass Anfang kommenden Jahres die Beschaffungsvorlagen für die Radhaubitze RCH 155 und die notwendige Munition dem Bundestag zur Entscheidung vorgelegt werden. Zudem soll die derzeitige Anzahl von fünf Artillerie-Bataillonen aufgestockt werden, wobei die genaue Anzahl der zusätzlichen Bataillone noch unklar ist.
Pistorius betonte die Notwendigkeit von Artillerie auf Divisionsebene sowie Brigadeebene und stellte klar, dass in den nächsten Jahren eine erhebliche Anzahl zusätzlicher Bataillone geschaffen werden müsse. Parallel dazu werden Vorlagen für das Nachfolgesystem des Raketenwerfers Mars II, genannt Puls, vorbereitet.
In puncto Investitionen gab sich Pistorius zuversichtlich: Bis Ende 2026 sollen 22 Panzerhaubitzen 2000 geliefert werden. Von diesen werden 18 an eine Brigade in Litauen gehen, während vier zur Wiederauffüllung innerhalb der Bundeswehr bleiben. Der Minister hob auch den beschlossenen Aufbau von zwei nationalen Fertigungslinien für Artilleriemunition hervor, was Deutschland unabhängig von ausländischen Lieferungen machen soll.
Darüber hinaus wird die Bundeswehr zwölf weitere Panzerhaubitzen 2000 an die Ukraine liefern. „Sechs davon werden noch in den nächsten acht Wochen ausgeliefert werden“, so Pistorius. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine habe gezeigt, wie wichtig eine einsatzbereite Artillerie für modernes Militär sei. Eine Landstreitkraft sei ohne effektive Artillerie kaum handlungsfähig.
Seit Mai 2022 werden in Idar-Oberstein auch ukrainische Soldaten an Waffensystemen wie der Panzerhaubitze 2000 und dem Raketenwerfer Mars II ausgebildet. Bisher wurden rund 500 ukrainische Soldaten erfolgreich geschult und ab 2025 soll auch die Ausbildung an der Radhaubitze stattfinden.
Die Artillerieschule selbst steht vor umfangreichen Modernisierungs- und Renovierungsarbeiten. Rund 150 Millionen Euro sollen hierfür investiert werden, wie Pistorius betonte. Die Infrastruktur sei jahrelang vernachlässigt worden, was nun aufgearbeitet werde. Während seines Besuchs führte der Minister auch Gespräche mit den Soldaten und Mitarbeitenden vor Ort. Jährlich nehmen rund 500 Lehrgangsteilnehmer an den Ausbildungen der Schule teil.
Kasernenkommandant Andreas Orth berichtete von den ersten Schulungserfahrungen mit ukrainischen Soldaten, die „ein großes Abenteuer“ gewesen seien. Die hohe Motivation der Ukrainer habe die Zusammenarbeit bereichert und die erfolgreiche Anwendung des Gelernten im Kampf sei Bestätigung für die Effektivität der Ausbildung.