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Mittelstand auf der Bremse – warum Deutschlands Unternehmen nicht investieren

19. September 2024, 08:00 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
Mittelstand auf der Bremse – warum Deutschlands Unternehmen nicht investieren
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Trotz einer durchschnittlichen Eigenkapitalquote von 37 Prozent zögern viele deutsche Unternehmen mit Investitionen – die Unsicherheit über den politischen Kurs bremst sie aus.
Die Zahlen stimmen, das Potenzial ist da – und doch zögern viele deutsche Mittelständler mit Investitionen. Schuld ist vor allem eines: Unsicherheit aus der Politik.

Es könnte so gut laufen. Der deutsche Mittelstand sitzt auf soliden Bilanzen, die Eigenkapitalquoten sind stabil und der finanzielle Spielraum vorhanden. Doch was machen die Unternehmen damit?

Genau, nichts. Statt in neue Projekte oder Technologien zu investieren, halten sie sich zurück. Eine merkwürdige Stagnation, die auf den ersten Blick kaum erklärbar scheint.

DSGV-Präsident Ulrich Reuter: Stabiler Mittelstand unter Druck
Trotz großer Herausforderungen wie hoher Energiekosten, Fachkräftemangel und Anstrengungen zur Digitalisierung bleibt der Mittelstand ein starkes Fundament der deutschen Wirtschaft. Das ist das Ergebnis einer heute vorgestellten Analyse des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV).

Doch Ulrich Reuter, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), hat eine klare Erklärung. Die Unternehmen sind verunsichert. Die großen, verlässlichen politischen Leitplanken fehlen – und ohne diese Sicherheit wird nicht investiert.

„Wir sehen eine große Zurückhaltung bei der Investitionskreditnachfrage“, sagt Reuter.

Das Geld ist da, aber der Mut fehlt. Warum? Die Antwort liegt vor allem in der wechselhaften Wirtschaftspolitik.

Wirtschaft auf der Suche nach Stabilität

Die Sparkassen-Finanzgruppe hat die Bilanzen von rund 300.000 Firmenkunden ausgewertet und die Ergebnisse sind eigentlich ermutigend. Der deutsche Mittelstand zeigt sich robust, mit einer durchschnittlichen Eigenkapitalquote von 37 Prozent. Aber statt die Chance zu nutzen, zögern die Unternehmer. Und die Politik? Die trägt einen großen Teil der Verantwortung.

Wirtschaftsminister Robert Habeck bringt es selbst auf den Punkt: „Rin in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln“ – eine treffende Beschreibung der aktuellen Situation.

Zu viele Richtungswechsel, zu wenig Planbarkeit. Unternehmen brauchen Verlässlichkeit, gerade wenn es um langfristige Investitionen in neue Technologien oder die grüne Transformation geht. Stattdessen erleben sie einen Zickzack-Kurs. Das verunsichert und lähmt.

Noch vor zehn Jahren lag die Bundesrepublik auf Platz sechs der weltweit wettbewerbsfähigsten Länder. Heute nur noch Platz 24 – eine Folge politischer Unsicherheit und ausbleibender Investitionen.

Die grünen Pläne – und die Angst vor dem Risiko

Viele Mittelständler haben längst erkannt, dass die Zukunft klimaneutral sein muss. Einige Unternehmen haben bereits mit der Umstellung begonnen, andere stehen in den Startlöchern.

Doch je tiefer sie in die Planungen gehen, desto größer wird die Unsicherheit: Ist die grüne Transformation wirtschaftlich tragfähig? Lohnt sich die Investition in teure, neue Technologien wirklich? Oder bringt der nächste Kurswechsel alles wieder durcheinander? Das Risiko scheint vielen zu hoch.

Die Unternehmen fragen sich: Was passiert, wenn die Politik ihre Richtung erneut ändert? Und genau da liegt das Problem. Ohne verlässliche Rahmenbedingungen bleibt die Investitionsbereitschaft gering. Und das betrifft nicht nur die grüne Transformation, sondern auch andere Innovationsfelder.

Deutschland verliert an Boden

Die Zurückhaltung hat Konsequenzen. Deutschlands Position als einer der wettbewerbsfähigsten Standorte weltweit bröckelt. Vor zehn Jahren rangierte die Bundesrepublik auf Platz sechs im globalen Ranking der Wettbewerbsfähigkeit. Heute?

Platz 24. Ein Alarmsignal, das nicht ignoriert werden kann. Während Unternehmen in den USA und China massiv investieren, verliert Deutschland an Boden.

Es wird noch ernster: Viele Mittelständler denken darüber nach, ins Ausland zu expandieren, statt in Deutschland zu investieren. Erste Unternehmen machen bereits den Schritt.

„Wir sehen Anfänge einer schleichenden Deindustrialisierung“, warnt Reuter.

Wenn diese Entwicklung nicht gestoppt wird, droht Deutschland langfristig seine industrielle Wertschöpfung – und damit einen großen Teil des Wohlstands – zu verlieren.


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Was die Politik jetzt tun muss

Was braucht der Mittelstand, um endlich wieder in Bewegung zu kommen? Mehr als bloße Lippenbekenntnisse. Steuererleichterungen, Bürokratieabbau und eine funktionierende digitale Verwaltung stehen ganz oben auf der Wunschliste der Unternehmen. Und dann ist da noch die Infrastruktur:

„Energie muss sicher verfügbar und bezahlbar sein“, fordert Reuter.

Doch auch der Staat selbst kommt an seine Grenzen. Allein durch öffentliche Haushalte lassen sich die notwendigen Investitionen in die Infrastruktur nicht stemmen. Hier muss privates Kapital mobilisiert werden.

Aber um das zu erreichen, braucht es attraktive Anreize für Investoren. „Die Aufgabe des Staates ist es, für die Breite der Anleger attraktive Investitionsbedingungen zu schaffen“, so Reuter. Nur so lässt sich der Investitionsstau auflösen.

Finanzen / Wirtschaft
[InvestmentWeek] · 19.09.2024 · 08:00 Uhr
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