Meyer Burger streicht 200 Stellen und tauscht Management aus
Der Schweizer Solarpanel-Hersteller Meyer Burger wird fast ein Fünftel seiner Belegschaft abbauen und sein Management umstrukturieren, um angesichts des starken Wettbewerbs durch chinesische Konkurrenten wieder profitabel zu werden.
In einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung teilte das Unternehmen mit, dass CEO Gunter Erfurt zurücktreten wird. Ihn wird der derzeitige Executive Chair, Franz Richter, ersetzen. Auch CFO Markus Nikles wird das Unternehmen verlassen.
Meyer Burger plant den Abbau von rund 200 Stellen, was etwa 19 Prozent der globalen Belegschaft von 1.050 Mitarbeitern entspricht. Diese Kürzungen sollen bis Ende 2025 erfolgen. Bereits im März hatte das Unternehmen einen Verlust von 292 Millionen Schweizer Franken für das Geschäftsjahr 2023 gemeldet und die aggressive Preissenkung durch chinesische Hersteller im europäischen Solarmarkt als Hauptgrund angegeben.
Die Veröffentlichung der Halbjahreszahlen wurde wegen der laufenden Restrukturierungen auf Ende des Monats verschoben.
Die Preise für Solarmodule sind zwischen Juli 2022 und Juli 2023 um mehr als 60 Prozent gefallen, was auf den Produktionsüberhang in China zurückzuführen ist. Dies hat viele Hersteller, darunter Meyer Burger, in die Verlustzone gedrängt. Infolgedessen fordert Meyer Burger verstärkt protektionistische Maßnahmen in Europa, um den Wettbewerb zu regulieren.
In einem ausführlichen Statement auf der Plattform X kritisierte der scheidende CEO Erfurt die europäischen Politiker, die „zu ängstlich vor China“ seien und die europäische Solarindustrie nicht ausreichend vor unfairem Wettbewerb schützten. „Die Industrie der Zukunft wurde China geopfert“, schrieb Erfurt und warnte, dass dies eines Tages „bedauert“ werde.
Meyer Burger fokussiert sich nun darauf, „so schnell wie möglich rentabel zu werden“. Ein Teil dieser Strategie sieht den Verkauf von Technologie und Ausrüstung an Kunden vor, um zusätzliche Einnahmen zu erzielen.
Die Aktien des Unternehmens verloren am Mittwochmorgen 6,3 Prozent und fielen auf 1,80 CHF, was Meyer Burger eine Marktkapitalisierung von 57 Millionen CHF verleiht – ein Rückgang um 98 Prozent im Vergleich zum Höchststand von 108 CHF im September letzten Jahres.
Das Unternehmen hatte Teile der Produktion in die USA verlagert, um von den Subventionen des Inflation Reduction Acts der Biden-Regierung zu profitieren. Doch auch in den USA kämpft Meyer Burger mit Problemen. Eine geplante Solarzellenfabrik in Colorado mit einer Kapazität von 2 GW wurde im August als „finanziell nicht tragbar“ eingestuft und gestrichen. Zudem wurde der Ausbau eines neuen Montagewerks in Goodyear, Arizona, auf Eis gelegt.
In Europa musste Meyer Burger bereits im April das Werk in Freiberg, Sachsen, schließen. Das Unternehmen betreibt jedoch weiterhin eine Produktionsstätte in Thalheim. Von den 200 geplanten Stellenstreichungen wird ein „überproportionaler Abbau in Europa“ erwartet, konkrete Zahlen wurden jedoch nicht genannt.
Der neue CEO Franz Richter bringt laut Unternehmen „umfangreiche Erfahrung in der Restrukturierung von Industrieunternehmen“ mit. Er ist derzeit auch Vorsitzender des Aufsichtsrats des deutschen Technologieunternehmens Dr. Hönle.