Merkel sieht Mut der DDR-Bürger als Vorbild

Saarbrücken/Berlin (dpa) - Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Deutschen dazu aufgerufen, sich zur Überwindung der aktuellen Krise ein Beispiel am Mut der DDR-Bürger im Wendejahr 1989 zu nehmen.

Die Einheit, die durch den Einsatz tausender Deutscher möglich geworden sei, habe gezeigt, welche Kraft im Volk stecke. «Sie ist nicht vom Himmel gefallen. Sie ist das Ergebnis von Mut, Entschlossenheit und Zivilcourage», sagte Merkel am Samstag beim zentralen Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in Saarbrücken. Hunderttausende feierten in der saarländischen Landeshauptstadt und in Berlin friedlich den 19. Einheitstag auf bunten Bürgerfesten. Das Saarland war nach 1993 zum zweiten Mal Gastgeber der zentralen Feier.

Merkel rief die Bürger auf, verantwortungsvoll zu handeln. «Wir brauchen eine permanente produktive Unruhe, so wie wir sie 1989 (...) erlebt haben.» Die Finanzkrise habe gezeigt, was passiere, wenn Freiheit nicht an Verantwortung gekoppelt sei. «Wir müssen alte Streitigkeiten hinter uns lassen», betonte die Kanzlerin mit Blick auf die immensen Herausforderungen und die hohe Staatsverschuldung. Bürger, Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und Verbände müssten gemeinsam an Lösungen bei dem Weg auis der Krise arbeiten - und weniger gegeneinander.

Die Einheit, die am 3. Oktober 1990 durch den Beitritt der Länder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen- Anhalt, Sachsen und Thüringen sowie Berlins zur Bundesrepublik vollzogen wurde, sei das Ergebnis einer starken Sehnsucht nach Freiheit gewesen, sagte Merkel.

Saarlands Ministerpräsident Peter Müller (CDU) warnte in seiner Rede vor einer Verharmlosung der DDR-Geschichte. An der Berliner Mauer hätten mindestens 136 Menschen ihr Leben gelassen, es habe keine freien Wahlen gegeben und Oppositionelle seien misshandelt worden. Es grenze fast an ein Wunder, dass die Revolution im November 1989 friedlich geblieben sei, betonte Müller. Zwanzig Jahre nach dem Mauerfall sei die Einheit jedoch noch nicht vollendet. «Aber wir sind auf einem guten Weg. (...) Es gibt blühende Landschaften, wenn auch nicht überall», sagte Müller. Die Mauer in den Köpfen sei weitgehend eingerissen. «Es wächst wirklich zusammen, was zusammengehört.»

Unter dem Motto «Europa leben» waren neben den 16 Bundesländern auch die angrenzenden Nachbarländer Luxemburg und Frankreich mit in der saarländischen Landeshauptstadt dabei. Insgesamt wurden rund 500 000 Besucher erwartet. Bereits seit Freitagmittag wurde auf etlichen Bühnen und an vielen Ständen gefeiert, getanzt und gegessen. In der Stadt herrschte Sicherheitsstufe eins, zwischen 1000 und 1500 Polizisten sicherten die Feierlichkeiten. Angesichts mehrerer Terror- Drohungen des islamistischen Terrornetzwerks El Kaida wurde die Sicherheitsmaßnahmen für die Einheitsfeiern verschärft.

In Berlin musste die Festmeile am Brandenburger Tor sogar wegen Überfüllung geschlossen werden. Es seien mehrere hunderttausend Menschen auf dem mehr als einen Kilometer langen Abschnitt unterwegs, sagte ein Polizeisprecher. Der 15 Meter hohe Große Riese und die Kleine Riesin mit siebeneinhalb Meter Höhe trafen sich am Nachmittag aus Ost und West kommend am Brandenburger Tor und fielen sich nach langer Trennung in die Arme. Damit erinnerten die Figuren der französischen Compagnie Royal de Luxe symbolisch an den Mauerfall.

Die katholischen Bischöfe von Fulda und Erfurt feierten die Einheit mit einem Festgottesdienst am ehemaligen Todesstreifen. Vor rund 1000 Besuchern am ehemaligen US-Kontrollpunkt «Point Alpha» in der Rhön erinnerten Heinz-Josef Algermissen und Joachim Wanke an das von der Teilung verursachte Leid und betonten die Bedeutung von Freiheit und Hoffnung für die schließlich erreichte friedliche Wende. Vor dem Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) in Paris erinnerte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, an die historische Dimension des Mauerfalls. «Wir, die heute leben dürfen, haben viel Grund zum Dank dafür, dass solche Wahngebilde ihr Ende gefunden haben» sagte Zollitsch in einer Predigt mit Blick auf den 1989 zusammengebrochenen Kommunismus in Osteuropa.

Der russische Präsident Dmitri Medwedew gratulierte Merkel und Bundespräsident Horst Köhler zum Tag der Einheit. Russland und Deutschland hätten einen «Kurs der Vertiefung ihrer Zusammenarbeit auf verschiedenen Gebieten» eingeschlagen, schrieb er in einem Telegramm. Der frühere Sowjet-Präsident Michail Gorbatschow forderte die Deutschen auf, stolz auf die Einheit zu sein. Er sagte der «Bild am Sonntag»: «Die Deutschen haben allen Grund, dieses Ereignis zu feiern, denn sie haben viel geleistet beim Wiederaufbau des Landes.»

Geschichte / 3. Oktober
03.10.2009 · 17:24 Uhr
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