Merck KGaA: Im Spannungsfeld zwischen Herausforderungen und Chancen
Merck KGaA befindet sich in turbulenten Zeiten mit einem Wechsel an der Unternehmensspitze und ehrgeizigen Wachstumszielen. Belén Garijo, die noch bis 2026 amtierende Konzernchefin, wird den Vorsitz an Kai Beckmann übergeben, der derzeit die Elektroniksparte leitet. Trotz der schwierigen letzten Quartale gibt sich Garijo optimistisch und hat klare Wachstumsvorgaben formuliert. Jedoch belasten ein schwacher US-Dollar und Verzögerungen in der Elektroniksparte die kurz- und mittelfristigen Ziele. Garijo kündigte daher lediglich stabile Margen für das kommende Jahr an.
In der Laborsparte, unter der neuen Leitung von Jean-Charles Wirth, wird eine Umstrukturierung durchgeführt, um auf die Veränderung der Nachfrage nach der COVID-19-Pandemie zu reagieren. Zwar gibt es in einigen Bereichen des Portfolios positive Entwicklungen, doch insgesamt ist man bestrebt, durch Erweiterungen und potenzielle Verkäufe wieder Dynamik zu schaffen.
Im Pharmabereich positioniert sich Merck neu durch die Übernahme von Springworks Therapeutics und will sich auf seltene Krankheiten spezialisieren, während das bisherige Portfolio, basierend auf Fruchtbarkeits- und Krebsmedikamenten, weiterhin rentabel bleibt. Der neue Spartenchef, Danny Bar-Zohar, ist gefordert, neue Wachstumsfelder zu identifizieren. Gleichzeitig verliert die Elektroniksparte trotz des KI-Booms an Boden; der erwartete Anstieg im Chipmarkt bleibt aus. Diese Herausforderungen führen zu einer Anpassung der Umsatzprognosen für 2025.
Für das aktuelle Jahr rechnet Merck mit einem Umsatz zwischen 20,5 und 21,7 Milliarden Euro und einem bereinigten EBITDA von 5,9 bis 6,3 Milliarden Euro. Eine Vereinbarung mit der Trump-Regierung soll der US-Tochter EMD Serono Zollvergünstigungen einbringen und im Gegenzug Behandlungen in den USA günstiger anbieten. Analysten erwarten für das dritte Quartal einen weitgehend stabilen Umsatz von etwa 5,2 Milliarden Euro, das bereinigte EBITDA wird jedoch um 3,5 Prozent auf 1,56 Milliarden Euro sinken. Der Gewinn pro Aktie wird bei 2,19 Euro erwartet, ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Branchenkenner wie Falko Friedrichs von der Deutschen Bank sehen das Quartalsergebnis als „mau“ an, während JPMorgans Richard Vosser es als „solide“ bewertet. Matthew Weston von UBS erwartet positive Impulse durch das Geschäft mit Prozesslösungen und die Integration der Springworks-Medikamente Ogsiveo und Gomekli.

