Mehr Atemwegsinfekte als während der Pandemie?
Der Krankenstand in Deutschland hat 2023 einen neuen Höchststand erreicht. Besonders Atemwegsinfekte tragen dazu bei, dass die Zahl der Krankmeldungen deutlich steigt – entgegen der Entwicklung in anderen Ländern, wo die Werte bereits wieder sinken. Zwischen Mai und Juli 2024 wurden fünfmal so viele Atemwegsinfekte gemeldet wie im gleichen Zeitraum 2020.
Während das Bundesgesundheitsministerium den Anstieg mit der Einführung der elektronischen Krankmeldung erklärt, sehen Experten andere Gründe. Franz Knieps vom Dachverband der Betriebskrankenkassen widerspricht:
„Die Umstellung allein erklärt den Anstieg nicht. Viele Menschen melden sich heute schneller krank als vor der Pandemie.“
Immunsystem unter Druck nach Lockdowns
Gesundheitsexperten vermuten, dass das Immunsystem nach langen Lockdowns und Maskenpflichten geschwächt ist. „Das Immunsystem hatte zu wenig Kontakt mit den üblichen Erregern“, sagt Jessica Tatti vom Bündnis Sahra Wagenknecht. Besonders Kinder seien betroffen.
Milliardenschaden für die Wirtschaft
Die wirtschaftlichen Folgen sind enorm: Das Institut für Weltwirtschaft schätzt den Schaden auf 38 Milliarden Euro. Besonders in der Industrie sind die Auswirkungen spürbar, da viele Fachkräfte aufgrund von Krankheit ausfallen.
Kreative Anreize und ihre Risiken
Einige Unternehmen versuchen, mit Prämien gegen die hohen Ausfälle vorzugehen. Busfahrer in Hamburg können bis zu 1000 Euro Bonus erhalten, wenn sie mehrere Monate nicht krank werden. Doch Gesundheitsexperten warnen:
„Kranke Mitarbeiter gefährden die Gesundheit anderer und riskieren Folgeerkrankungen.“
Hoher Krankenstand bei Beamten
Auffällig ist auch der hohe Krankenstand unter Bundesbeamten: Im Schnitt waren sie 2022 21,7 Tage krank. Besonders betroffen war der Geschäftsbereich von Kulturstaatsministerin Claudia Roth mit 29,04 Fehltagen.