Lokführergewerkschaft GDL ruft zum mehrtägigen Streik bei der Deutschen Bahn auf
Die Lokführergewerkschaft GDL kündigte am Sonntag den ersten mehrtägigen Streik im aktuellen Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn und anderen Unternehmen an. Der Streik im Personenverkehr soll am Mittwochmorgen um 2.00 Uhr beginnen und bis Freitagabend, 18.00 Uhr, dauern. Im Güterverkehr sollen die GDL-Mitglieder die Arbeit bereits am Dienstagabend um 18.00 Uhr niederlegen. Die Bahn kritisierte das Vorgehen der Gewerkschaft und kündigte rechtliche Schritte an.
Die GDL hatte Arbeitskämpfe über die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel ausgeschlossen. Mit dem nun angekündigten Streik meldet sich die Gewerkschaft nach dem "Weihnachtsfrieden" zurück. Der dritte und längste Ausstand in der laufenden Auseinandersetzung spiegelt die Unzufriedenheit der GDL über das Verhalten des DB-Konzerns wider. Dieser habe den Weihnachtsfrieden nicht dazu genutzt, mit einem verhandlungsfähigen Angebot Arbeitskampfmaßnahmen zu verhindern.
Die Gewerkschaft hatte bereits zweimal mit Warnstreiks große Teile des Bahnverkehrs in Deutschland zum Stillstand gebracht. Seitdem die Mitglieder im Dezember per Urabstimmung für längere Streiks gestimmt haben, kann die GDL nun zu mehrtägigen Ausständen aufrufen.
Die Deutsche Bahn kündigte an, gerichtlich gegen den geplanten Streik vorzugehen. Ein entsprechender Eilantrag auf einstweilige Verfügung werde beim Arbeitsgericht Frankfurt eingereicht. Martin Seiler, Personalvorstand der Bahn, bezeichnete den Streik als überflüssig und rechtlich unzulässig. Die Bahn habe erst vor zwei Tagen ein erweitertes Angebot vorgelegt, das der Gewerkschaft bei ihrer Kernforderung zur Arbeitszeit bereits entgegengekommen sei. Die GDL solle sich endlich besinnen und zu Verhandlungen zurückkehren, so Seiler.
Der Tarifkonflikt zwischen der GDL und der Bahn ist festgefahren. Bereits im November erklärte die GDL die Verhandlungen mit der Bahn und dem Wettbewerber Transdev für gescheitert. Zentrale Forderung der Gewerkschaft ist eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohn.
Die Bahn schlug in ihrem neuen Angebot erstmals eine geringere Arbeitszeit vor. Seiler lehnt es jedoch ab, den Mitarbeitern dafür dasselbe Gehalt zu zahlen. Stattdessen schlägt er vor, bestehende Wahlmodelle bei der Arbeitszeit auszuweiten. Beschäftigte könnten sich beispielsweise für weniger Wochenarbeitstage entscheiden und würden dafür geringfügig weniger Lohn erhalten. Die Bahn bietet nun an, die Wochenarbeitszeit in diesem Modell auf bis zu 35 Stunden zu verringern. Zusätzlich könnten Mitarbeiter für etwas mehr Gehalt bis zu 40 Stunden pro Woche arbeiten. Weselsky, Chef der GDL, kritisierte das Angebot der Bahn und bezeichnete es als unrealistisch und arbeitnehmerunfreundlich.
Der Konflikt zwischen der Bahn und der GDL wurde durch die Klage der Bahn gegen die Gewerkschaft vor dem Landesarbeitsgericht in Hessen zusätzlich angeheizt. Die Bahn möchte gegen die Genossenschaft Fairtrain, die von der GDL im Sommer gegründet wurde, vorgehen. Fairtrain hat das Ziel, Lokführer von der Bahn abzuwerben und sie zu eigenen Tarifbedingungen an Eisenbahnunternehmen zu verleihen. Die Bahn sieht darin einen Interessenkonflikt und stellt die Tariffähigkeit der GDL infrage, da diese sowohl als Arbeitgeber als auch als Gewerkschaft auftritt. (eulerpool-AFX)

