Lindners Steuerpläne: Kommen Familien schauen schlecht weg?
Christian Lindner will entlasten, aber offenbar nicht alle gleich. Seine Steuerpläne, die eigentlich die „kalte Progression“ bekämpfen sollen – also den Effekt, dass Lohnerhöhungen durch höhere Steuersätze wieder verpuffen – lassen vor allem Gutverdiener aufatmen.
Singles mit 8000 Euro brutto im Monat können sich auf 500 Euro mehr im Jahr freuen. Normalverdiener hingegen, die zwischen 2000 und 5000 Euro verdienen, bekommen einen Bruchteil davon.
Das zeigt eine aktuelle Studie der Arbeitnehmerkammer Bremen. Die Botschaft: Je mehr man verdient, desto mehr spart man. Aber war das nicht anders gedacht?
Das Problem mit der kalten Progression
Lindner will mit seiner Reform den Bürgern wieder mehr Netto vom Brutto lassen. Vor allem die kalte Progression soll angegangen werden. Sie sorgt dafür, dass eine Gehaltserhöhung schnell zum Steuerärgernis wird, weil man in einen höheren Steuersatz rutscht, ohne real mehr zu verdienen.
Also: Die Freibeträge hoch, der Solidaritätszuschlag runter, und schon haben alle mehr in der Tasche. Klingt gut, oder?
Nicht ganz. Denn wie die Arbeitnehmerkammer zeigt, geht der Plan in der Praxis besonders für Gutverdiener auf. Wer viel verdient, profitiert am meisten. Bei 8000 Euro brutto sind es satte 500 Euro Entlastung.
Familien mit zwei Kindern und ähnlichem Einkommen? 400 Euro. Normalverdiener mit einem Monatsgehalt von 3000 bis 5000 Euro brutto? Sie bekommen gerade mal 100 bis 200 Euro. Und das sorgt für Unmut.
Familien kämpfen mit Inflation – und Lindners Plänen
Besonders bitter wird es für Familien, die ohnehin schon mit steigenden Preisen kämpfen. Die Inflation hat in den letzten Jahren viele Haushalte stark belastet. Laut Studie hat eine Familie mit zwei Kindern und einem Nettomonatseinkommen von 3000 Euro heute 260 Euro weniger Kaufkraft als 2021.
Und was macht Lindner? Er erhöht den Kinderfreibetrag – der allerdings nur Gutverdienern hilft. Wer wenig verdient, bekommt nämlich weiterhin das Kindergeld. Und das bleibt unverändert.
Der Unterschied? Gutverdiener können durch den Freibetrag pro Kind bis zu 1529 Euro mehr rausholen. Familien mit niedrigerem Einkommen bekommen hingegen nichts extra. Das sorgt für Kopfschütteln.
„Die Ampel biegt in die falsche Richtung ab“, schimpft DGB-Vorständin Anja Piel.
Familien mit kleinem Einkommen haben kein Geld für eine Kindergrundsicherung, aber die Besserverdienenden kassieren höhere Freibeträge? „Man fragt sich, wie Lindner das ärmeren Familien erklären will“, so Piel.
Was schlägt die Arbeitnehmerkammer vor?
Die Arbeitnehmerkammer hat auch gleich einen Vorschlag, wie es besser gehen könnte: Statt hohe Freibeträge für Gutverdiener zu schaffen, könnte man doch das Kindergeld für alle auf 275 Euro anheben.
Dazu die Sozialversicherungsbeiträge um 0,8 Prozent senken – das würde für mehr Gerechtigkeit sorgen und breiter entlasten. Denn die Menschen, die gerade wirklich Unterstützung brauchen, sind nicht die Spitzenverdiener, sondern die Familien, die mit steigenden Mieten, Lebenshaltungskosten und Energiekosten zu kämpfen haben.
Und die Koalition?
Die Steuerpläne von Lindner sorgen auch innerhalb der Ampel-Koalition für Diskussionen. Familienministerin Lisa Paus (Grüne) will die Kindergrundsicherung durchsetzen, die besonders Familien mit niedrigen Einkommen helfen soll. Doch Finanzminister Lindner bleibt hart und setzt auf die Steuerentlastung. Und damit sind Konflikte vorprogrammiert.