LBBW-Indexexperte Streich: "So spannend war es selten"
€uro am Sonntag: Am 4. September überprüft die Deutsche Börse ihre Indizes. Wird Thyssenkrupp definitiv vom DAX in den MDAX absteigen?
Uwe Streich: Nicht sicher, nach aktuellem Stand aber schon. Die Aktie ist stark gefallen, deshalb wäre der derzeitige Börsenwert zu gering für den DAX-Verbleib.
Welches Unternehmen aus dem MDAX könnte Thyssenkrupp im DAX ersetzen?
Es wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Deutsche Wohnen und MTU Aero Engines. Nach dem letzten Stand hätte MTU die Nase vorn. Es wird aber wohl bis zuletzt sehr knapp. So spannend war ein DAX-Aufstiegskampf selten.
Kann Thyssen den Abstieg abwenden?
Ja, wenn der Börsenwert signifikant steigt. Wenn der Konzern noch in diesem Monat beispielsweise seine Aufzugsparte verkauft, könnte das den Kurs nach oben treiben. Für die Indexüberprüfung gilt die streubesitzgewichtete Marktkapitalisierung der letzten 20 Handelstage im August. Daraus wird ein gewichteter Durchschnittswert errechnet. Je früher Thyssenkrupp also die Sparte verkaufen würde, desto wahrscheinlicher wäre der Verbleib im DAX - wovon ich aber nicht ausgehe.
Gibt es einen anderen Abstiegskandidaten?
Nein. Entweder trifft es den Stahlkonzern, oder der DAX bleibt unverändert.
Wie sieht es mit MDAX-Absteigern aus?
Hier ist die Situation unübersichtlicher. Im MDAX sind unter anderem Norma Group und Deutsche Euroshop wahrscheinliche Abstiegskandidaten. Aufrücken könnten dafür Cancom und CTS Eventim. Schwer abschätzbar ist der Börsenneuling Traton. Er könnte ebenfalls in den SDAX oder MDAX aufrücken. SDAX-Absteiger könnten etwa Aumann, Baywa oder Heidelberger Druck sein, aufrücken könnte dafür der Immobiliendienstleister Instone.
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