Layers of Fear: Legacy – Malerischer Horror auf der Switch

Der eShop der Switch füllt sich vor allem zu Beginn des Jahres mit diversen Horrorspielen. Einige konnten wir ja bereits für euch testen, nur wenige sind bisher wirklich überzeugend. Größere Hoffnungen stecken wir allerdings in die Legacy Edition von Layers of Fear. Das bereits 2016 für PC erschienene Horrorspiel vom Bloober Team findet den Weg inklusive des Inheritance-DLC’s auf die Switch. Haben wir hier endlich einen waschechten Gruselknaller oder ist es nur ein lahmer Abklatsch eines veralteten PC Spiels? Wir werden sehen.

Genie und Wahnsinn

Ihr mögt Geisterbahnen? Ihr liebt es, euch auf einem festen Pfad zu bewegen, während hinter jeder Ecke der nächste Schreck lauern könnte, ohne dass euch wirklich etwas zustoßen könnte? Dann habt ihr schon eine vorfreudige Ahnung, was euch bei Layers of Fear erwarten könnte. Wir waren erstaunt, wie sehr das Spiel an eine atmosphärische Jahrmarktattraktion erinnert. Bevor wir das erläutern, gibt es aber erstmal eine kurze Zusammenfassung, worum es eigentlich geht. Wir schlüpfen in die Haut eines schaffenden Künstlers, der in sein altes, alleinstehendes Haus kommt. Dort möchte er ein perfektes Gemälde fertig stellen. Das Problem an der Sache: Unser Charakter ist psychisch nicht mehr ganz zurechnungsfähig.

Der kreative Prozess wird zu einem Ausflug in die kranke Psyche des Künstlers, der sich plötzlich mit kreativen Blockaden und der tragischen Geschichte seiner Familie konfrontiert sieht. Immer wieder findet ihr Dokumente und Bilder, die euch einen Einblick verschaffen, wie sich das Zusammenleben mit Frau und Kind gestaltete. Euer vertrautes Heim wird zu einem Wirrwarr aus Türen, Gängen und sich ständig verändernden Gemälden. Dabei passiert es häufig, dass ihr euch nicht so sicher seid, was genau gerade passiert ist. Manche Veränderungen eurer Umgebung sind herrlich subtil und fallen nur einem aufmerksamen Auge auf. War dieses Regal schon vorher dort? Sah dieses Gemälde gerade auch schon so aus? Ihr seid ständig auf der Hut, was euch als nächstes über den Weg laufen könnte.

Cabinet of Horrors

Dabei trumpft Layers of Fear mit einer unfassbar starken Bildsprache auf. Jedes Szenario, jede Raumgestaltung, jedes Bild bietet Ansätze zur Interpretation. Wieso tauchen immer wieder Ratten auf? Was hat dieses Gemälde zu bedeuten? Wieso denkt ihr in dieser Situation an eure Frau oder seht sie sogar? Und was machen die ganzen, gruseligen Puppen hier im Flur? Die Stimmung der düsteren Gänge und knarzenden Dielen ist spürbar dicht und erdrückend. Landet ihr in einer Sackgasse, läuft euch schon beim Gedanken, euch umdrehen zu müssen, ein kalter Schauer über den Rücken. Nach einiger Zeit wisst ihr sogar, dass sich hinter euch etwas verändert haben muss. Anders würde es nämlich nicht weitergehen. Und trotzdem erschreckt ihr euch aufs Neue, wenn ein riesiges Gemälde direkt hinter euch platziert wurde oder einfach nur ein neuer, düsterer Weg vor euch liegt.

Layers of Fear schafft es, dass ihr durchgehend angespannt seid. Die obligatorischen Jumpscares sind so kein alleinstehendes, stumpfes Mittel zum Schocken, sondern vielmehr ein intensiver Schreck, der vorher lange und ausgiebig aufgebaut wurde. Kaum ein Zusammenzucken unsererseits resultierte in Frust und Ärgernis, sondern einem wohligen Schauern und einer Welle der Erleichterung, wenn es doch einfach nur ein herausgefallenes Buch war, dass das laute Geräusch verursacht hat. Es macht Spaß, dann über das Spiel und die eigene Schreckhaftigkeit zu fluchen, ohne ernsthafte, spielerische Konsequenzen davonzutragen.

Künstlerbude Geisterbahn

Gerade Gruselneulinge könnten hier einen schönen Einstieg in ein Genre finden, welches ihnen vorher vielleicht verschlossen blieb. Wie auf Schienen lauft ihr durch die Gänge und habt nur selten eine Wahl, ob ihr jetzt links oder rechts geht. Es stellen sich keine Rätsel in den Weg, die euch lange aufhalten werden und es gibt keine Situation, die euch aus dem Spiel reißt und erneut anfangen lässt. Wie in einem Guss schreitet ihr voran, erlebt Schocker um Schocker, bis ihr eine der Etappen überstanden habt und kurz verschnaufen könnt. Das ist der eingangs erwähnte Vergleich mit einer Geisterbahn, nur deutlich atmosphärischer gestaltet. Klassische Musik, erklingende Stimmen und der schwankende Gang eures Charakters, als wäre der Künstler durchgehend betrunken, lassen euren Kopf pausenlos arbeiten und grübeln.

Ihr seid motiviert, euch jedem Grauen zu stellen, weil ihr einerseits wisst, dass selbst eurem Spielcharakter nichts passieren kann und ihr andererseits herausfinden wollt, was genau mit seiner Familie geschehen ist. Die Auflösung des Ganzen reißt keine Bäume aus, ist aber erfreulicherweise nicht so klischeegetränkt wie manch anderer Genrevertreter. Eine Prise Shining lässt sich vielleicht nicht abstreiten. Je mehr ihr allerdings über die Hintergründe in Layers of Fear erfahrt, desto mehr Tiefe tut sich auf. Für jede neue Spur werfen sich neue Fragen auf und manchmal seid ihr euch nicht sicher, ob eure Ideen oder die tatsächlichen Vorkommnisse wohl schlimmer sind.

Gleich und Gleich gesellt sich gern

Das einzige Problem sehen wir hier in der Eintönigkeit eures Abenteuers. Spielerisch gibt es kaum Abwechslung. Meist lauft ihr nur herum, öffnet Türen und schaut, was passiert. Je länger ihr das tut, desto weniger wirkt die Stimmung auf euch und desto seltener gruselt ihr euch wirklich. Trotz der kurzen Spieldauer waren wir am Ende abgestumpft, obwohl oder gerade eben weil sich an Setting und Atmosphäre kaum etwas verändert. Klar, Layers of Fear versucht, vor allem zum Ende hin den Wahnsinn eures Charakters immer deutlicher zu verbildlichen. Das gelingt aus einer gestalterischen Perspektive auch sehr schön. Wir können durchaus honorieren, was und wie Bloober Team hier die Geschehnisse darstellen. Die Wirkung des Ganzen lässt einfach nur nach.

Etwas mehr Abwechslung im Ablauf hätte dem Spiel hier sicherlich gut getan. Und damit meinen wir nicht die sinnlose Implementierung von Motion Controls für die Switch. Irgendwann durchschaut ihr nämlich die Struktur des Spiels. Ihr könnt euch denken, was auf euch wartet. Da euch nichts passieren kann, verschwindet auch das Gefühl einer ungewissen Bedrohung. Hätte es neben der Masse an dunklen Gängen mal einen starken Bruch gegeben, hätte man die neu geschaffene Komfortzone wieder verlassen müssen. So wäre nicht nur die Motivation geblieben, die Geschichte zu ergründen, sondern auch die Gänsehaut bis zum finalen Moment des Spiels.

Des Tochters Layers of Fear

Diese Abstumpfung bemerkten wir dann auch im Inheritance DLC, der zusätzlich spielbar ist. Hier betretet ihr einige Jahre später als Tochter des Künstlers das alte Anwesen, durchsucht Zimmer um Zimmer und landet dabei immer wieder in alten Kindheitserinnerungen. Diese sind anfangs noch herrlich verzerrt, so wie man sich traumatische Kindheitserinnerungen eben vorstellt. Das Dilemma aus Zuneigung zu den Eltern aber auch dem Leiden unter dem Alkoholismus und den cholerischen Ausbrüchen des Vaters wird wunderbar deutlich, sowohl auf visueller als auch auf auditiver Ebene. So drückt ihr beispielsweise unbeholfen auf den übergroßen Tasten eines Klaviers herum, weil ihr das Notenblatt nicht als solches erkennen könnt, während euer Vater bei jedem falschen Ton umso stärker ausrastet. Die Türen wirken riesig, die Schatten größer und manchmal kann euch nur euer Spielzeug etwas tröstendes Licht spenden.

Doch auch hier nutzt sich der kindliche Blickwinkel der Erinnerungen schnell ab. Der Gruselfaktor war hier nochmals deutlich niedriger und es wurde schnell eintönig, das Haus dauernd aus der Froschperspektive zu bereisen. Es fehlte hier häufig an der nötigen Übersicht, die Orientierung fiel deutlich schwerer und damit sank auch der Spielspaß, der im Hauptspiel wenigstens kaum nachließ. Wenn ihr mehrere Minuten von einer Sackgasse in die nächste rennt, weil ihr vor lauter Nebel nichts erkennt, geht der Spaß halt schnell flöten.

Dass dieses insgesamt sehr dunkle Spiel hier noch schwerer Einzelheiten erkennen lässt, kommt im DLC besonders schwerwiegend hinzu. War es im Hauptspiel noch fast unmöglich, sich zu verlaufen, da es immer irgendwo geradeaus ging, wurde die Öffnung eurer Bewegungsfreiheit hier nicht optimal auf das Gameplay übertragen. Ein paar dezente Hinweise mehr, wo genau ihr jetzt hinmüsstet, hätten deutlich geholfen. Glücklicherweise benötigt ihr für den DLC keine zwei Stunden, so dass diese Probleme nicht allzu schwer ins Gewicht fallen.

Fazit

Nichtsdestotrotz ist Layers of Fear aktuell die empfehlenswerteste Horrorerfahrung auf Nintendos neuer Konsole. Das von Kerzenschein erleuchtete Herrenhaus zieht euch in seinen Bann. Die kratzende Musik von Schallplatten aus den 60ern sowie undefinierbare Geräusche um euch herum erzeugen gerade zu Beginn pausenlose Gänsehaut. Dazu kommt eine Geschichte, die wirklich interessant, mitreißend und schockierend ist. Das Spiel funktioniert auf sehr vielen Ebenen und lässt damit über kleinere Makel hinwegsehen. Grusel wirkt gerade dann besonders gut, wenn nicht ergründbar ist, womit man es zu tun hat. Und was ist schwerer zu ergründen als die menschliche Psyche? Wir können euch Layers of Fear nur wärmstens ans Herz legen, auch wenn ein kleiner Schritt fehlt, um es zu einem nahezu perfekten Spiel zu machen.

Gaming
[next-gamer.de] · 25.03.2018 · 13:00 Uhr
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