KTM vor der Pleite: Wie der Traditionshersteller ins Schleudern geriet
Krise im Hause KTM: Restrukturierung als letzte Chance
Mattighofen – Es ist eine Zäsur für den österreichischen Motorradhersteller KTM. Der Traditionsbetrieb, bekannt für seine Offroad-Bikes und Rennmaschinen, steht am Abgrund.
Der Mutterkonzern Pierer Mobility AG teilte mit, dass KTM ein gerichtliches Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragen wird. Ziel sei es, die existenzbedrohende Krise zu überwinden und die Marke zukunftssicher zu machen. Doch die Herausforderungen sind gewaltig.
Ein finanzieller Kraftakt
Die Situation ist prekär: KTM benötigt einen hohen dreistelligen Millionenbetrag, um die Liquidität zu sichern und den laufenden Betrieb aufrechtzuerhalten.
Laut Pierer Mobility seien die Chancen gering, dass diese Summe rechtzeitig aufgebracht werden könne. Die Folge: Eine deutliche Drosselung der Produktion in den nächsten zwei Jahren und ein massiver Stellenabbau.
„Wir haben keine Wahl. Die Lagerbestände sind zu hoch, die Nachfrage zu gering, und der Markt gibt uns derzeit keinen Spielraum“, so ein Insider aus dem Management.
Dramatischer Stellenabbau
Die Restrukturierung trifft vor allem die Mitarbeiter hart. Bereits in diesem Jahr wurden 700 Stellen gestrichen, nun sollen bis Anfang 2025 weitere 300 folgen. Auch die Produktion wird drastisch zurückgefahren: Zwischen Weihnachten und Ende Februar steht die Fertigung komplett still.
Der drastische Kurs verdeutlicht die Tiefe der Krise. Aktuell beschäftigt KTM in Österreich noch rund 5.000 Mitarbeiter, doch die Unsicherheit wächst.
Aktien im Sturzflug
Auch an der Börse hinterlässt die Krise deutliche Spuren. Nach einem Kursverlust von 45 Prozent am Dienstag fiel die Aktie der Pierer Mobility AG am Mittwoch erneut um zehn Prozent.
Mit einem Kurs von unter neun Euro befindet sich das Papier auf dem niedrigsten Stand seit 2013 – ein deutliches Signal des Marktes, das Vertrauen in eine baldige Sanierung ist gering.
Restrukturierungsverfahren: Hoffnung auf den ReO
Der Mutterkonzern hat bereits ein europäisches Restrukturierungsverfahren nach der Restrukturierungsordnung (ReO) eingeleitet. Dieses Verfahren soll es ermöglichen, mit bestimmten Gläubigern neue Bedingungen auszuhandeln, um eine Insolvenz abzuwenden.
Wichtig: Pierer Mobility betont, dass die Gruppe nicht überschuldet sei. Dennoch sei der finanzielle Druck immens, da das Unternehmen mit der eingebrochenen Nachfrage auf zentralen Märkten zu kämpfen habe.
Hohe Lagerbestände und schwächelnde Märkte
Die Ursachen der Krise liegen tief. Zum einen leidet KTM unter einem weltweiten Rückgang der Motorradnachfrage, zum anderen haben sich hohe Lagerbestände angehäuft, die Kapital binden und die Liquidität des Unternehmens belasten.
Auch die Produktion sei in der Vergangenheit nicht ausreichend an die Marktentwicklung angepasst worden, was zu Überkapazitäten führte.