Krankenhausreform: Weniger Häuser, mehr Effizienz
Die Anzahl der Krankenhäuser in Deutschland wird in naher Zukunft weiter reduziert. Patientinnen und Patienten sowie das Klinikpersonal müssen sich auf eine geringere Anzahl von Standorten und neue Strukturen einstellen, wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ankündigte. Lauterbach betonte, dass der medizinische Bedarf für 1.700 Krankenhausstandorte nicht mehr gegeben sei. Im Jahr 2000 existierten noch mehr als 2.200 Kliniken.
Der Minister stellt fest, dass die Reformpläne insgesamt gut voranschreiten. Er unterstreicht, dass viele Behandlungen ambulant durchgeführt werden könnten. Eine Reduktion der stationären Fälle um 20 Prozent wäre seiner Ansicht nach ein bedeutender Fortschritt.
Nach langwierigen Diskussionen mit den Bundesländern, die für die Krankenhausplanung zuständig sind, zeigt sich Lauterbach gesprächsbereit. Er möchte ein Abstimmungsverfahren zwischen Bund, Parlament und Ländern vermeiden, um die Reform ohne Umwege umzusetzen. Die Bundesländer haben ihrerseits wichtige Änderungswünsche geäußert, die Lauterbach aufgreifen will. Trotz der Konzentration im Kliniksektor soll die Versorgung im ländlichen Raum gesichert bleiben, etwa durch erhöhte Sicherstellungszuschläge.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) reagierte sowohl konstruktiv als auch kritisch auf die Reformpläne. DKG-Chef Gerald Gaß warnt, dass ohne ausreichende finanzielle Mittel der "kalte Strukturwandel" weitergehe und jahrhundertealte, identitätsstiftende Strukturen gefährdet seien. Kommunen müssten Milliarden-Defizite über ihre Haushalte ausgleichen.
Lauterbach erläuterte, dass die Ausgaben des Bundes für Kliniken bis 2025 um über 30 Milliarden Euro steigen werden. Die DKG fordert zudem ein Gesetz gegen Bürokratie im Krankenhaus, da diese lähmende Ausmaße angenommen habe. Lauterbach versprach eine entsprechende gesetzliche Regelung für diesen Herbst.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) forderte eine grundlegende Überarbeitung der Reform. Er warnte, dass eine Reduktion der medizinischen Versorgungsstrukturen in der Fläche Deutschland destabilisieren könne. Der Präsident des Deutschen Landkreistages, Reinhard Sager, kritisierte ebenfalls scharf die Pläne, die die medizinische Versorgung nicht reduzieren dürften.
Seit Monaten wirbt Lauterbach für seine Reform, die vor allem mehr Spezialisierung und weniger Bürokratie bringen soll. Im Juni wurde der Gesetzentwurf in den Bundestag eingebracht. Lauterbach prognostizierte, dass bis 2030 rund 25 Prozent der Kliniken ohne Reform insolvent gehen könnten. Ein neues Bezahlsystem soll verhindern, dass Krankenhäuser aus finanziellen Gründen unnötige Operationen durchführen. Einheitliche Qualitätsregeln sollen den Patientinnen und Patienten helfen, die besten Kliniken für ihre Erkrankungen zu wählen.