Kopftücher und Großfamilien in Arztpraxis verboten

Wächtersbach (dpa) - Kopftücher, Dolmetscher und Großfamilien im Sprechzimmer? Ein Arzt aus dem osthessischen Wächtersbach will das nicht dulden und hat in seiner Praxis unter anderem ein Kopftuchverbot verhängt.

Von seinen muslimischen Patienten verlangt er außerdem Grundkenntnisse der deutschen Sprache. Familien mit mehr als fünf Kindern sind in seinen Räumen ebenfalls nicht willkommen, bestätigte der Arzt am Freitag einen Bericht der «Gelnhäuser Neuen Zeitung» («GNZ»). Er habe seit Jahren große Probleme bei der Behandlung muslimischer Patienten, sagte der Allgemeinmediziner zudem der Nachrichtenagentur dpa. Jetzt sei ihm «der Kragen geplatzt», er habe «Spielregeln» formuliert und aufgehängt.

Die Behandlung verschleierter Frauen sei schwierig, sagte der Wächtersbacher. Er praktiziert nach eigenen Angaben seit fast 17 Jahren und betreut auch viele türkische Patienten. Eine Behandlung sei aber nicht möglich, wenn Patientinnen verschleiert kämen und kaum Deutsch sprächen. «Ich brauche einfach den freien Kopf, sonst habe ich überhaupt nichts gegen Kopftücher», sagte er. Auch gegen Türken habe er nichts. «Mit den Regeln will ich für einen reibungsloseren Praxisablauf sorgen.» Mit Thilo Sarrazin habe das auch nichts zu tun; auf dessen Zug habe er nicht aufspringen wollen.

Der Arzt hatte drei Regeln verfasst. Unter anderem schrieb er: «In dieser Arztpraxis gilt ein striktes Verbot von Kopftüchern bei islamistischen Frauen und Mädchen» sowie «Kinderreiche islamistische Familien mit mehr als 5 leiblichen Kindern werden in dieser Arztpraxis nicht behandelt». Grundkenntnisse der deutschen Sprache werden «zwingend vorausgesetzt».

Der Vizepräsident der Landesärztekammer Hessen, Martin Leimbeck, hielt das Regelwerk des Wächtersbachers für «extrem bedenklich». Laut der Berufsordnung für Ärzte müssten Mediziner ihre Patienten gleich behandeln, egal, welcher Religion, Nationalität, ethnischer Herkunft oder welchen Geschlechts sie sind. Das Verhalten schädige auch den Ruf der gesamten Ärzteschaft. Mediziner hätten eine Vorbildfunktion und könnten nicht mit derart drastischen Worten vorpreschen.

Aus Sicht der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen hat der Wächtersbacher gegen seine «vertragsärztlichen Pflichten» verstoßen, wie Sprecherin Cornelia Kur sagte. Es werde nun geprüft, ob ein Disziplinarverfahren eingeleitet wird. Die Landesärztekammer ordnete eine berufsrechtliche Überprüfung des Falls an.

Der Allgemeinmediziner erklärte, er werde muslimische Patienten auch weiterhin behandeln. Er stehe auch mit örtlichen Vereinen in Kontakt. Der Vorsitzende des türkisch-islamischen Kulturvereins in Wächtersbach, Seref Degermenci, sagte, der Arzt habe ihm bei einem Gespräch versichert, die Aushänge zu entfernen. Der Mediziner sagte allerdings, diese hingen nach wie vor in seiner Praxis. Er wolle sich aber am Samstag an seinen Computer setzen und die «Spielregeln» so modifizieren, dass sie für muslimische Patienten «akzeptabel» seien.

Migration / Integration / Ärzte
03.09.2010 · 18:33 Uhr
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