Königliche Enthüllung: Prince Andrews BBC-Auftritt erneut ins Rampenlicht gerückt
Im hochkarätig produzierten Prime Video-Dreiteiler 'A Very Royal Scandal' dreht sich alles um eine der peinlichsten Episoden in der jüngeren Geschichte des britischen Königshauses: Das legendäre Newsnight-Interview von Prinz Andrew aus dem Jahr 2019. Bereits fünf Monate nach Netflix' 'Scoop' wird damit die zweite dramatische Aufarbeitung der aufsehenerregenden BBC-Unterhaltung präsentiert. Im Brennpunkt steht dabei Andrews Verwendung eines Besuchs bei PizzaExpress in Woking als fragwürdige Entlastung in Bezug auf Vorwürfe, die seine Verbindung zu Jeffrey Epstein betreffen.
Diese dreiteilige Mini-Serie geht hinter die Kulissen zweier ehrwürdiger britischer Institutionen, deren Transparenz oftmals zu wünschen übrig lässt: die Monarchie und die BBC. Zuschauer erleben, wie sich Andrew auf die Anschuldigungen von Virginia Giuffre – welche besagt, sie sei als Minderjährige von Epstein missbraucht worden – reagiert. Dabei schwankt er zwischen chauvinistischer Arroganz, melancholischer Tiefsinnigkeit und kindlicher Trotzreaktion.
Der vortrefflich wandelbare Michael Sheen verkörpert den anklagenden Prinzen, eine interessante Umkehrung seiner Rolle als Interviewer in Frost/Nixon. Ruth Wilson zeigt sich als formidable, aber weniger frostige Emily Maitlis, die Chefin im Newsnight-Interview, zu der sich Gillian Anderson in 'Scoop' verwandelt hatte. Obwohl einige Szenen - vor allem das nachgespielte Interview - unverändert erscheinen, bietet der Perspektivenwechsel weg von Sam McAlister hin zu Maitlis selbst einen tieferen Einblick in die Machtposition, einen Prinzen herauszufordern.
Doch trotz aller Vorzüge dieser exzellent produzierten und fein gespielten Serien, verfehlen sie es, das größere Bild zu erfassen. Die Verschmelzung von journalistischer Recherche mit einem Beinahe-Klamauk bleibt trotz aller Brillanz weiter bloße Oberfläche. Der tiefere, düstere Inhalt dieser Diskussionen kommt auch hier kaum zum Tragen.
Eine royale PR-Panne ist leichter zu verarbeiten als die Frage, inwiefern ein hochrangiger Royal in Verbrechen eines verurteilten Pädophilen verwickelt war. Rückblenden zu Gesprächen zwischen dem Prinzen und dem Straftäter in dessen New Yorker Residenz im Jahr 2010 bieten spekulative Momente, aber die direkte Konfrontation mit den bekannten Fakten über Epsteins Monstrosität und das Leid seiner Opfer fehlt.
Gegen Ende der Serie taucht jedoch die Andeutung auf, dass die Macher das Problem erkannt haben. Maitlis kämpft mit der Erkenntnis, dass ihre eigene Person mehr Aufmerksamkeit erhält als die von Epstein missbrauchten Frauen. Als unerbittliche Interviewerin zögert sie nicht, auch sich selbst kritische Fragen über die Medienberichterstattung solcher Geschichten zu stellen.