Kindesmissbrauch in Lügde: Erste Anklagen vorgelegt

Lügde/Detmold (dpa) - Im Fall des massenhaften Kindesmissbrauchs auf einem Campingplatz in Lügde rückt ein Gerichtsprozess näher.

Gegen zwei der drei Beschuldigten, einen 56 Jahre alten Dauercamper aus dem Kreis Lippe und einen 49-jährigen Mann aus Niedersachsen, hat die Staatsanwaltschaft Detmold die Anklageschriften vorgelegt. Das bestätigte das Landgericht Detmold am Dienstag.

Die Anklage gegen den dritten Beschuldigten, einen 34 Jahre alten Mann, werde «in Kürze» folgen, sagte ein Sprecher der Anklagebehörde. Es stünden jedoch noch letzte Ermittlungsschritte aus. Nach Angaben des Landgerichts Detmold könnte der Prozess Ende Juni oder Anfang Juli starten.

Dem 56-jährigen Dauercamper wird schwerer sexueller Missbrauch vorgeworfen. Das Strafmaß liegt bei zwei bis maximal 15 Jahren. Eine Strafe oberhalb von zehn Jahren Haft sei denkbar, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Über die Anklageerhebung hatten NDR, WDR und «Süddeutsche Zeitung» zuerst berichtet.

Der 56-Jährige gilt laut Staatsanwaltschaft zusammen mit dem 34-Jährigen als Hauptbeschuldigter. Beide sollen über viele Jahre hinweg auf dem Campingplatz an der Grenze zu Niedersachsen mehr als 40 Kinder missbraucht und dabei gefilmt haben. Die beiden Männer und der 49-Jährige sitzen seit Monaten in Untersuchungshaft. Der 49-Jährige aus Stade in Niedersachsen soll Material bestellt und per Videoübertragung den Missbrauch beobachtet haben.

Die Arbeit der zuletzt 79-köpfigen Ermittlungskommission sei aber keinesfalls mit der Anklageerhebung abgeschlossen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. «Wir gehen zwar davon aus, dass das Wesentliche eingeflossen ist, schließen aber auch nicht aus, auf weitere Opfer, Täter oder Taten zu stoßen.»

So sollten noch die Bewohner des Campingplatzes befragt werden. Auch das sichergestellte Filmmaterial sei noch nicht abschließend ausgewertet worden. Alles, was die Ermittler noch herausfinden sollten, könne aber auch in einen bereits laufenden Prozess einfließen, sagte er.

Auf dem Campingplatz in Lügde sollen minderjährige Opfer auch gezwungen worden sein, an anderen Kindern sexuelle Handlungen vorzunehmen. Das sagte der Bielefelder Opferanwalt Peter Wüller der Deutschen Presse-Agentur. Es sei nach Aussagen vieler Opfer zu Vergewaltigungen gekommen. Kinder hätten zudem an sich selbst und anderen Minderjährigen sexuelle Handlungen vornehmen oder beim Missbrauch zusehen müssen. Das «Westfalen-Blatt» hatte zuvor unter Berufung auf Ermittlungsakten und einen Abschlussbericht der Ermittlungskommission entsprechend berichtet.

Nach ursprünglichen Planungen war ein Start des Prozesses für Anfang Juni angedacht gewesen. Dieser Termin sei wohl nicht zu halten, sagte ein Gerichtssprecher. Zunächst werde das Landgericht den Beschuldigten die Anklagen zuleiten und um Stellungnahme bitten. Danach werde die rund 70-seitige Anklage mit dazugehörigen Haupt- und Fallakten geprüft. Dies werde einige Wochen dauern. Das Material sei umfangreich. Anschließend entscheidet das Gericht, ob die Anklage zur Hauptverhandlung zugelassen wird. «Sollte es so kommen, ist von einem Prozess Ende Juni, Anfang Juli auszugehen», sagte der Sprecher.

Gegen weitere fünf Personen wird wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs, des Besitzes von kinderpornografischem Material oder Strafvereitelung im Amt ermittelt. Der Fall Lügde hatte sich auch zu einem Justizskandal entwickelt. Unter anderem war bei der Kreispolizei Lippe in Detmold ein Teil des Beweismaterials verschwunden.

Kriminalität / Kinder / Lügde / Missbrauch / Campingplatz / Deutschland / Nordrhein-Westfalen / Niedersachsen
14.05.2019 · 13:21 Uhr
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