Rosenmontagszüge rollen - Klare Kante gegen Rechts

Köln/Düsseldorf/Mainz (dpa) - In Köln weint der Dom, Düsseldorf zeigt den Rassismus als tödliche Waffe, in Mainz lobt die «Landesmutter» ihre Narren für klare Kante: Die Karnevalshochburgen haben in den Rosenmontagszügen Position gegen Rechts bezogen.

Satire müsse gerade auch die ernsten Themen kritisch begleiten, sagte der Düsseldorfer Wagenbauer Jacques Tilly der Deutschen Presse-Agentur. «Und Ernsteres als dieses Thema Rechtsterrorismus gibt es im Moment überhaupt nicht.»

Das Wetter machte diesmal keinen Strich durch die Rechnung: Nachdem am Sonntag zahlreiche Umzüge wegen Sturms abgesagt worden waren, mussten die vielen hunderttausend Narren am Straßenrand diesmal nur dem Regen trotzen. Schlagersänger Roberto Blanco (82), der im Düsseldorfer Zug mitfuhr, versicherte: «Ich habe Sonne im Herzen.»

«Uns Hätz schleiht för Hanau» - unser Herz schlägt für Hanau, stand auf dem Kölner Mottowagen zu dem offensichtlich rechtsextremistischen Anschlag. Die Wagenbauer hatten ihren Dom mit hängenden Turmspitzen und Tränen dargestellt. «Karneval ist bunt, nicht braun!», sagte Zugleiter Holger Kirsch der dpa. «Mit dem zusätzlichen Wagen gleich zu Beginn des Rosenmontagszuges wollen wir an die Opfer der schrecklichen Tat von Hanau erinnern und zugleich ein Zeichen für Toleranz und Weltoffenheit setzen.»

Die Düsseldorfer stellten den Rassismus als Pistole dar, die aus dem Mund eines Mannes mit hochrotem Kopf ragt. Auf seiner Wange steht: «Aus Worten werden Taten!» «Es sind viele Täter», sagte Wagenbauer Tilly der dpa. «Es ist nicht nur einer, der geschossen hat. Diejenigen, die die Tat mental mit vorbereitet haben, tragen auch Verantwortung.»

Fernsehmoderator Guido Cantz (48) lobte die schnellen und klaren Reaktionen der Karnevalisten auf den Anschlag von Hanau. «Ich finde das absolut richtig, Stellung zu beziehen. Es ist das richtige Zeichen.»

In weiteren Mottowagen stellten die Düsseldorfer den Machtkampf in der CDU als Sackhüpfen zwischen Jens Spahn, Friedrich Merz, Armin Laschet und Norbert Röttgen dar. Bei der SPD schwenkten die neuen Vorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans ganz in Schwarz-Weiß ihre Fähnchen - Motto: «Wir bringen wieder Farbe in die SPD.» Im braunen Sumpf von Thüringen hoben FDP und CDU den rechten Arm von Björn Höcke zum Hitlergruß. Dem grimmigen Coronavirus zeigte ein fröhlicher «Carnevals-Virus» eine lange Nase.

Im Mainzer Zug fuhr US-Präsident Donald Trump als römischer Kaiser und Brandstifter Nero mit. Thematisiert wurden auch die Protestbewegung in Hongkong, die «Freakshow des britischen Horrorclowns» Boris Johnson sowie deutsche Rüstungsexporte in die Türkei: Auf einem Panzer «Made in Germany» saß Präsident Recep Tayyip Erdogan und wurde beim Vorstoß nach Syrien vom russischen Präsidenten Wladimir Putin gesteuert. Noch-CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer wurde unterdessen von einem Thüringer Zwerg gestoppt.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte der dpa mit Blick auf die Reaktionen der Karnevalisten auf den Anschlag von Hanau: «Wir sind alle stolz auf die Mainzer Fastnacht, die wieder gezeigt hat, dass sie politisch ist und ausgesprochen hat, was viele denken.»

Die Kölner Motivwagen zeigten die Abgeordneten im britischen Unterhaus als Skelette in einer endlosen Brexit-Debatte und Donald Trump als Horrorclown. Grünen-Chef Robert Habeck ritt auf einer Greta-Thunberg-Welle, und der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro stand vor verkohlten Samba-Tänzerinnen in einem abgebrannten Regenwald.

Brauchtum / Karneval / Fastnacht / Rosenmontag / Umzug / Deutschland / Nordrhein-Westfalen / Rheinland-Pfalz
24.02.2020 · 13:45 Uhr
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