Kapriolen an Europas Börsen: Hohe Bewertungen und konjunkturelle Unsicherheiten drücken auf die Stimmung
Europäische Aktienmärkte erlebten am Donnerstag eine Wende ins Minus, nachdem sie bis zur Mittagszeit noch moderate Gewinne verzeichnet hatten. Mit der Eröffnung der Wall Street flammte Gegenwind auf, und Experten sehen nach dem beeindruckenden Anstieg des EuroStoxx-Index erste Warnzeichen am Horizont. Fondsmanager Thomas Altmann von QC Partners stellte fest, dass das Kurs/Buchwert-Verhältnis auf den höchsten Stand seit 23 Jahren gestiegen ist. Der EuroStoxx 50, der kürzlich die 5.800-Punkte-Marke überschreiten konnte, rutschte letztlich um 0,77 Prozent auf 5.742,79 Punkte ab. Auch der schweizerische SMI schloss im Minus und verlor 0,41 Prozent auf 12.740,91 Punkte, während der britische FTSE 100 um 1,05 Prozent auf 9.807,68 Punkte nachgab.
Hohe Bewertungen in Kombination mit der Erwartung auf eine Welle von Konjunkturdaten in den nächsten Tagen belasten die Märkte, so eine Einschätzung des Brokers Index Radar. In New York sorgten hohe Bewertungen bei Technologieaktien und Unsicherheiten um die Konjunkturentwicklung und mögliche Zinssenkungen der US-Notenbank Fed für fallende Kurse. Positiv stachen die Branchen Chemie, Versicherungen und Immobilien hervor, während das Segment der Industriegüter, insbesondere Siemens, unter Verkaufsdruck geriet.
Siemens-Aktien erlitten einen Rückgang von über neun Prozent, ausgelöst durch Quartalszahlen und die Abspaltung weiterer Anteile an Siemens Healthineers. Noch dramatischer traf es die Finanzdienstleistungsbranche, die um 2,3 Prozent abrutschte. Besonders die Aktie der 3I Group verlor stark und ging mit einem Minus von über 17 Prozent aus dem Handel. Verantwortlich waren Warnungen vor einem schwierigen Umfeld und einem schwachen Geschäft bei Discounter Action, einem bedeutenden Bestandteil ihres Portfolios. Die Aktien von Prosus hingegen erreichten ein Rekordhoch und schlossen 0,8 Prozent höher. Der einstige Aufschwung bei Delivery Hero half zu Beginn, konnte den baldigen Kursverlust jedoch nicht aufhalten.
Im Luxusgütersegment verzeichneten Burberry trotz anfänglicher Gewinne letztlich ein Minus von zwei Prozent. Rolls Royce enttäuschte in London mit einem Rückgang von 2,8 Prozent, bedingt durch das Fehlen eines erweiterten Aktienrückkaufprogramms. Eine positive Ausnahme bildeten die Aktien von Endeavour Mining in London, die nach herausragenden Drittquartalsergebnissen mit einem Plus von 5,9 Prozent schlossen. Getrieben wurden die Zahlen durch hohe Goldpreise und eine solide Produktion. Im Baustoffsektor konnten sich auch Wienerberger-Aktien mit einem Anstieg von 1,1 Prozent nach soliden Zahlen behaupten.

