Jemen: Amerikaner bezahlen Antiterror-Einheit
Am Samstag war der amerikanische Top-General David Petraeus in der Hauptstadt Sanaa überraschend mit dem jemenitischen Präsidenten Ali Abdullah Salih zusammengetroffen. Petraeus befehligt die US-Streitkräfte in Nahost, Zentralasien und Ostafrika.
Washington und London kündigten derweil an, dass sie eine Anti-Terroreinheit in dem arabischen Land finanzieren wollten. Am Freitag hatte US-Präsident Barack Obama erstmals öffentlich die El Kaida im Jemen als Drahtzieher des vereitelten Anschlags von Detroit am 25. Dezember beschuldigt. Amerikanische Medien berichten bereits seit Tagen, die USA bereiteten Militärschläge gegen die Terroristen im Jemen vor, falls Obama einen Vergeltungsschlag befehlen sollte.
Als Grund für die Schließung der Botschaften wurden Anschlagsdrohungen der El Kaida gegen westliche Einrichtungen genannt. Die US-Botschaft teilte mit, die Maßnahme gelte zunächst nur für einen Tag. Spanien schränkte den Zugang zu seiner Botschaft ein. Die deutsche Vertretung blieb weiter geöffnet. «Die deutsche Botschaft hat bislang keine Drohungen erhalten», sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Die Sicherheitsvorkehrungen würden jedoch verstärkt.
Washington und London wollen nicht nur eine Anti-Terroreinheit in dem arabischen Land finanzieren, sondern auch auch die Küstenwache des Jemen unterstützen. Darauf hätten sich Obama und der britische Premierminister Gordon Brown nach dem vereitelten Flugzeuganschlag verständigt, teilte die Downing Street mit. Die Details müssten noch ausgearbeitet werden.
Obama und Brown hätten seit dem versuchten Attentat mehrfach miteinander telefoniert und eine engere Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus vereinbart. Demnach wollen London und Washington sich im UN-Sicherheitsrat auch dafür einsetzen, dass die Friedenstruppen in Somalia, das vom Jemen durch den Golf von Aden getrennt ist, aufgestockt werden. Erst im Dezember hatte der somalische Präsident Sheik Sharif Ahmed die internationale Gemeinschaft um Hilfe im Kampf gegen radikal-islamische Gruppen aufgefordert.
Bei dem Treffen mit Petraeus bot Jemens Präsident nach Angaben des TV-Senders CNN weitere Hilfe seines Landes für amerikanische Anti-Terror-Aktionen an. Der jemenitische Außenminister Abu Bakr al-Kirbi betonte am Sonntag jedoch, dass sein Land gegen Terroristen auf seinem Staatsgebiet selbst vorgehe. Abmachungen, nach denen die USA nach eigenem Gutdünken Ziele im Jemen beschießen oder bombardieren können, gebe es keine. Der Jemen tausche lediglich mit anderen Ländern Geheimdienstinformationen aus.
Auch in der EU gibt es neue Pläne, verstärkt gemeinsam gegen den Terrorismus vorzugehen. Spanien wolle während seines EU-Vorsitzes ein Komitee bilden, das die Arbeit der verschiedenen Terror-Abwehrzentren der Mitgliedstaaten bündeln soll, sagte der spanische Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba nach Medienberichten vom Sonntag. Nach Informationen der Zeitung «El País» haben sich der Initiative Spaniens bereits acht Länder angeschlossen: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, die Niederlande, Belgien, Dänemark, Italien und Portugal. Ziel sei, mit einem direkten und schnellen Informationsaustausch über mutmaßliche Terroristen und potenzielle Anschlagziele eine bessere Koordination zu erreichen.
Unterdessen ist der britische Geheimdienst MI5 erneut in die Kritik geraten. Nach einem Bericht der «Sunday Times» wussten die Ermittler bereits vor drei Jahren von mehrfachen Kontakten des gescheiterten Flugzeug-Attentäters Umar Farouk Abdulmutallab zu Extremisten in London. Sie waren vom MI5 beobachtet worden, während der Nigerianer in London Maschinenbau studiert hatte. Diese Informationen seien aber damals nicht an die US-Behörden weitergegeben worden. Dies sei inzwischen geschehen.