Japanische Zentralbank signalisiert weitere Zinserhöhungen trotz politischer Unsicherheiten
Die Bank of Japan behielt am Donnerstag ihr kurzfristiges Zinsziel bei „rund“ 0,25 Prozent bei, deutete jedoch an, dass weitere Zinserhöhungen angesichts der steigenden Preise bevorstehen könnten. Diese Entscheidung der geldpolitischen Abteilung wurde von den meisten Ökonomen erwartet. Einige Analysten projizieren nun einen weiteren Zinsanstieg bereits bei der nächsten geldpolitischen Sitzung im Dezember. Bereits im Juli hatte die BoJ die Zinsen auf 0,25 Prozent erhöht, nachdem sie im März die Ära der negativen Zinsen beendet hatte. Angesichts eines ungewöhnlich hohen Maßes an politischer Unsicherheit in Japan, wo die regierende Liberaldemokratische Partei in einer überraschenden Wahl ihre Parlamentsmehrheit verlor, entschied die Zentralbank dennoch, die Zinsen auf dem aktuellen Niveau zu belassen. Wähler, die unter den steigenden Preisen und einer stagnierenden Lohnentwicklung leiden, nutzten die Wahlen, um die LDP abzustrafen. Diese kämpft nun darum, einen parlamentarischen Block zu bilden, der groß genug ist, um regierungsfähig zu bleiben. Analysten vermuten, dass die durch die Wahlergebnisse hervorgerufene Unsicherheit die Bemühungen der BoJ zur Normalisierung der Geldpolitik erschwert, jedoch nicht beendet. Auch das Fortbestehen von Japans neuem Premierminister Shigeru Ishiba wird infrage gestellt. Die damit einhergehenden personellen Veränderungen könnten die Möglichkeit abrupten politischen Kursänderungen erhöhen. In ihrem vierteljährlichen Ausblick prognostizierte die BoJ eine Inflation um das 2-Prozent-Ziel herum. Sie geht davon aus, dass die Inflation im kommenden Geschäftsjahr von derzeit 2,5 Prozent auf 1,9 Prozent im Fiskaljahr 2025 sinken wird. Schwäche des Yen, der von ¥143,7 zu Beginn des Oktobers auf derzeit etwa ¥153 pro Dollar fiel, ließen zudem erwarten, dass es für BoJ-Gouverneur Kazuo Ueda schwierig werde, eine zurückhaltende Haltung einzunehmen. Benjamin Shatil, leitender Japan-Ökonom bei JP Morgan, erklärte, dass die BoJ-Prognose, wonach die Kerninflation - ohne frische Lebensmittelpreise - im Einklang mit dem Ziel bleibe, von Bedeutung sei. Marcel Thieliant von Capital Economics verwies auf die Projektion der BoJ, dass die Dienstleistungspreise moderat steigen könnten, was steigende Löhne widerspiegeln würde. Diese Formulierung reflektiere ein wachsendes Vertrauen, dass Inflation zunehmend durch inländische Faktoren getrieben sei. Obwohl die Stellungnahme der BoJ allgemein als falkenhaft angesehen wird, unterstrich die Zentralbank sowohl inländische als auch externe Wirtschaftsrisko. Die Notwendigkeit, „genau auf die zukünftige Entwicklung der Überseewirtschaften, insbesondere der US-Wirtschaft, sowie auf die Entwicklungen auf den Finanz- und Kapitalmärkten zu achten“, wurde betont. Stefan Angrick von Moody's Analytics sagte, dass die Wachstums- und Inflationsprognosen der Zentralbank nahelegten, dass Zinserhöhungen nach wie vor in Erwägung gezogen würden. „Die einzige Frage ist das Timing“, so Angrick. „Mit der Schwächung des Yen erwarten wir eine weitere Zinserhöhung vor Jahresende. Die Ergebnisse der Frühjahrslohnverhandlungen 2025 werden entscheidend für politische Entscheidungen im nächsten Jahr sein.“