Jack Draper erreicht erstmals Halbfinale eines Grand Slam-Turniers
Jack Draper hat es geschafft: Mit einer beeindruckenden Leistung erreicht der britische Tennisprofi erstmals das Halbfinale eines Grand Slam-Turniers. Sein Erfolg bei den US Open war nicht nur geprägt von seiner spielerischen Überlegenheit, sondern auch von bemerkenswerter Durchsetzungskraft.
Draper's frühe Karriere war von zahlreichen Verletzungen überschattet, doch in diesem Turnier zeigte er sich in Bestform. Ohne einen einzigen Satzverlust stürmte er ins Halbfinale. In der ersten Runde profitierte er vom Rückzug Zhang Zhizhens im dritten Satz. In der dritten Runde traf er auf einen erschöpften Botic van de Zandschulp, der nach einem intensiven Match gegen Carlos Alcaraz mental und körperlich ausgebrannt war. Im Viertelfinale nutzte Draper dann die körperlichen Probleme des Australiers Alex de Minaur voll aus und gewann das Match mit 6-3, 7-5, 6-2.
Die Partie selbst war ungewöhnlich. Bereits vor dem Match kursierten am Billie Jean King Tennis Center Gerüchte, dass de Minaur aufgrund von Fitnessproblemen sein Training verkürzt hatte. Der Australier zog sich trotz seiner Verletzungen ins Viertelfinale zurück, nachdem er zuvor aufgrund einer Hüftverletzung in Wimbledon aus dem Turnier ausgeschieden war.
De Minaur, der als Nummer 10 gesetzt war, ist bekannt für seine Schnelligkeit und Beweglichkeit, doch beides fehlte ihm an diesem Tag. Obwohl er zu Beginn des ersten Satzes einen Aufschlagverlust gegen Draper ausgleichen konnte, war es Draper, der das Spiel dominierte.
Im zweiten Satz verlangte Draper trotz einer Verletzungspause am rechten Oberschenkel seinem Gegner alles ab. Obwohl de Minaur sieben der neun Breakbälle im zweiten Satz abwehren konnte, verlor er letztlich den Satz mit 5-7. Draper nutzte die Schwächephasen seines Gegners geschickt aus und sicherte sich eine komfortable 2-0 Führung.
Der dritte Satz verlief weniger dramatisch. De Minaur konnte seinen Service zweimal nicht halten, wodurch Draper letztendlich nach etwas mehr als zwei Stunden als Sieger vom Platz ging. Mit diesem Sieg drehte Draper den Spieß um und gewann erstmals in seiner Karriere gegen de Minaur.
Ohne einen Satzverlust bis ins Halbfinale – das erinnert an die britische Tennisspielerin Emma Raducanu, die 2021 mit einer perfekten Satzbilanz von 14:0 den Titel gewinnen konnte. Draper steht jedoch vor einer großen Herausforderung, da er im Halbfinale entweder auf den Weltranglistenersten Jannik Sinner oder auf den ehemaligen Champion Daniil Medvedev treffen wird.
Besonders beeindruckend ist Drapers neue körperliche Präsenz, ein Faktor, der ihn in der Vergangenheit oft zurückgeworfen hatte. Vor einigen Monaten beschrieb er sich selbst als "aus Glas gemacht" aufgrund seiner zahlreichen Verletzungen. Nun aber, im Alter von 22 Jahren, zeigt sich Draper in Höchstform und gilt als würdiger Nachfolger von Andy Murray, der 2012 als letzter Brite das Halbfinale der US Open erreichte und schließlich den Titel holte.
Draper, der von vielen als Nachfolger von Murray gesehen wird, ist auf dem besten Wege, sich einen Namen in der Tenniswelt zu machen. „Von aus Glas gemacht“ zu „beinahe der letzte Mann, der noch steht“ - diese beeindruckende Verwandlung unterstreicht sein enormes Potenzial und seine Widerstandskraft.