Istanbul unter Spannung: Politischer Wirbel um Ekrem Imamoglu
Die politische Landschaft der Türkei ist in Bewegung: Ein Gericht in Istanbul hat Untersuchungshaft gegen den Bürgermeister der Stadt und aussichtsreichen Oppositionspolitiker Ekrem Imamoglu angeordnet. Diese Entscheidung, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu, fällt wenige Tage vor seiner Nominierung als Präsidentschaftskandidat der größten Oppositionspartei, der CHP. Ihm werden Vorwürfe zu Terror und Korruption in zwei separaten Verfahren gemacht.
Imamoglu, der bereits 2019 mit seinem Wahlsieg Istanbul als Bollwerk der AKP-Partei von Staatschef Recep Tayyip Erdogan erschütterte, sieht sich nun erhobenen Vorwürfen gegenüber, die weite Teile der türkischen Gesellschaft mobilisieren. Neben ihm stehen 106 weitere Personen, darunter auch seine Berater, in den Ermittlungen im Fokus.
Beobachter und Oppositionelle werfen der Regierung vor, mit den Vorwürfen einen politischen Rivalen ausschalten zu wollen. Die Proteste in Istanbul, trotz strikter Demonstrationsverbote, sprechen Bände. Die CHP zählt 300.000 Teilnehmer allein in der Metropole, doch eine unabhängige Verifikation dieser Zahl steht noch aus.
Im Zentrum der Terrorvorwürfe steht laut Anadolu die Kooperation der CHP mit der prokurdischen Partei bei den Kommunalwahlen, die angeblich der PKK Einfluss verschaffen sollte. Die Gegenreaktion der AKP auf die Vorwürfe ist scharf; sie spricht von politischer Unvernunft.
Trotz der Ermittlungen hält die CHP an der Nominierung Imamoglus als Präsidentschaftskandidat fest. Die Parteimitglieder sind aufgefordert, in einer landesweiten Abstimmung ihre Stimme abzugeben. Ob seine Kandidatur gestoppt werden kann, bleibt unklar, denn die nächste reguläre Präsidentschaftswahl findet erst 2028 statt.
Inmitten dieses politischen Dramas sind die Auswirkungen auf die politische Zukunft der Türkei und die Rolle Istanbuls als Schlüsselfigur im nationalen Machtgefüge von spannungsgeladenem Interesse.