Israel greift an: Ein neues Kapitel für Syrien und den Nahen Osten
Nach dem überraschenden Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad steht die Region vor einem potenziellen Umbruch. Die Rebellenallianz hat Mohammed al-Baschir, den bisherigen Regierungschef aus Idlib, mit der Bildung einer Übergangsregierung beauftragt. Während Diplomaten versuchen, den zukünftigen Kurs Syriens zu bestimmen, haben israelische Streitkräfte nach massiven Luftangriffen tiefgreifende Spuren in den militärischen Anlagen der Assad-Regierung hinterlassen.
Mit den Worten „Israel verändert das Gesicht des Nahen Ostens“ skizzierte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu seinen Blick auf die aktuellen Geschehnisse. In seiner Sicht sei Assads Herrschaft als direkte Konsequenz der erfolgreichen israelischen Militäraktionen gegen regionale Akteure wie die Hamas, die Hisbollah und Iran ins Wanken geraten. Doch für Netanjahu bleibt der Konflikt damit ungelöst.
Die diplomatischen Reaktionen auf der internationalen Bühne lassen nicht lange auf sich warten. Der UN-Sicherheitsrat traf sich hinter verschlossenen Türen, um die territoriale Integrität Syriens und den Schutz seiner Zivilbevölkerung zu erörtern. Die offizielle Position wird dabei von Russland geprägt, das auf die Bewahrung Syriens in seiner derzeitigen Form pocht, während US-Präsident Joe Biden überraschend seine Unterstützung für einen von Syrien geführten Übergangsprozess betont hat. Deutschland und Frankreich zeigen sich bereit, den neuen Machthabern ihre Unterstützung im Rahmen fundamentaler Menschenrechte zuzusichern.
Trotz der Hoffnung auf eine stabile Zukunft für Syrien bleibt die Lage kompliziert. Die Luftangriffe Israels auf strategische Punkte in Syrien werden als die intensiveren in der Geschichte des Landes beschrieben. Besonders betroffen sind Forschungseinrichtungen, Luftwaffenstützpunkte und andere militärische Einrichtungen, die einst unter Assads Kontrolle standen.
Die politischen und humanitären Folgen sind bereits spürbar. Sowohl Großbritannien als auch Italien haben vorübergehend ihre Asylverfahren für syrische Flüchtlinge ausgesetzt. Auch in Deutschland wird die Bearbeitung von Asylanträgen pausiert. Der türkische Präsident Erdogan setzt auf eine Rückkehr von Flüchtlingen und plant, die Grenze zu Syrien für eine geregelte Rückkehr zu öffnen.
Eine tiefere Nachricht kommt aus dem berüchtigten syrischen Militärgefängnis Saidnaja: Nach Assads Sturz gibt es dort laut der zivilen Hilfsorganisationen, den Weißhelmen, keine Häftlinge mehr. Allerdings bleiben die Hoffnungen vieler Familien auf ein Wiedersehen mit vermissten Angehörigen weiterhin unerfüllt.

