Innovative und umstrittene Maßnahmen gegen die Wasserkrise im Iran
Der Iran greift im Kampf gegen seine anhaltende Wasserkrise zu ungewöhnlichen Mitteln: Neben traditionellem Regengebet soll nun auch das sogenannte Wolkenimpfen den dringend benötigten Niederschlag bringen. In der nordwestlichen Provinz West-Aserbaidschan wurden über dem ausgetrockneten Urmia-See spezielle Salze aus Flugzeugen versprüht. Die Tageszeitung Donjaje-Eghtessad berichtet von diesen Bemühungen, die allerdings von Umweltexperten skeptisch betrachtet werden, da ihre Wirksamkeit unklar bleibt.
In der 15-Millionen-Metropole Teheran, die besonders stark von der Wasserknappheit betroffen ist, riefen die Regengebete nach den Freitagsgebeten am vergangenen Freitag gemischte Reaktionen hervor. Kritiker bemängeln, die Regierung offenbare durch die Rückkehr zu traditionellem Brauchtum ihre Ohnmacht und verkenne die Bedeutung wissenschaftlicher Ansätze. Selbst die Staatsmedien sprechen bereits von einer nationalen Katastrophe.
Islamische Hardliner und Geistliche, wie der Abgeordnete Kamran Ghasanfari, suchen indes die Schuld bei einem „unislamischen“ Lebensstil, den sie mit der Trockenheit in Verbindung bringen. Besonders Frauen ohne Kopftuch werden von ihnen verantwortlich gemacht. Die angespannte Situation führte bereits dazu, dass das Energieministerium Maßnahmen ergreift, wie die nächtliche Abschaltung der Wasserversorgung in Teheran und anderen Regionen – ein verzweifelter Versuch, die Krise zu lindern. Präsident Massud Peseschkian ging so weit, eine mögliche Evakuierung Teherans in Erwägung zu ziehen, auch wenn dies in Regierungskreisen als schwer umsetzbar angesehen wird.

