Innovative Arztpraxis im Supermarkt: Antwort auf den Ärztemangel?
Inmitten von Kaufregalen, Kassenbändern und Pfandautomaten könnte sich im nordwürttembergischen Mosbach eine wegweisende Lösung für den Ärztemangel in ländlichen Gebieten offenbaren. In einem Supermarkt der Kette Kaufland eröffneten Sana und Kaufland gemeinsam einen “Medical Room”, der den Kunden nach dem Einkauf direkten medizinischen Rat durch digitale Sprechstunden bietet. Ein Novum, das auf die Bedürfnisse einer Region reagiert, die unter dem Fehlen von Hausärzten leidet.
Das Problem ist nicht neu: Bereits jetzt fehlen allein in Baden-Württemberg rund 1.000 Hausärzte. Der demografische Wandel verschärft die Lage, da viele praktizierende Ärzte in naher Zukunft ihren Ruhestand antreten. Bundesweit sind laut einer Bertelsmann-Studie mehr als 5.000 Hausarztsitze vakant. Ein Umstand, der Patienten oft lange Wartezeiten beschert.
Das Pilotprojekt von Kaufland und Sana sieht die Durchführung von Videosprechstunden im sogenannten “S Medical Room” vor. Patienten, die keinen Termin beim Hausarzt ergattern können, haben hier die Möglichkeit, sich telemedizinisch beraten zu lassen. Ausgestattet mit modernster Technologie, steht der Raum als Außenstelle eines Medizinischen Versorgungszentrums zur Verfügung. Medizinische Fachangestellte betreuen die Patienten vor Ort und führen erste Untersuchungen durch.
Ob dieses Modell weiter ausgedehnt wird, hängt vom Erfolg der Mosbacher Pionierarbeit ab. René Wolf von Kaufland signalisiert Offenheit für eine bundesweite Umsetzung, sollte sich das Konzept bewähren. Hausärzte in der Region sehen darin eine sinnvolle Ergänzung, sofern die Angebote mit bestehenden Praxen vernetzt bleiben. Nur so, argumentieren Fachvertreter, bleibt eine kontinuierliche und koordinierte Versorgung gewährleistet.
Die wachsende Neigung von branchenfremden Unternehmen, sich im Gesundheitssektor zu engagieren, zeigt sich auch bei anderen Einzelhändlern. Drogeriemärkte wie dm, Lidl und Rossmann loten Möglichkeiten aus, um ihre Produktpalette um rezeptfreie Arzneimittel und gesundheitliche Beratungsservices zu erweitern. Kunden profitieren damit von schnelleren Alternativen zu den teils langen Wartezeiten auf Arzttermine.

