Hubert Ulrich - grüner Königsmacher an der Saar
Am Ende hat Ulrich alles gewonnen. Unter seiner Führung schafften es die Grünen an der Saar mit 5,9 Prozent wieder in den Landtag. Mehr noch, mit ihren drei Sitzen war die kleinste Fraktion die entscheidende Größe im Koalitionspoker. Den hat Ulrich nun für sich entschieden. Glücken die Verhandlungen mit CDU und FDP, ist er einer der Väter des ersten «Jamaika»-Bündnisses in einem Bundesland.
Auch wenn Ulrich die Auswahl zwischen den Partnern Rot-Rot und Schwarz-Gelb als Wahl zwischen «Pest und Cholera» bezeichnet hat: Der 51 Jahre alte Vater von drei Töchtern und einem Sohn genießt die große Aufmerksamkeit und den Auftritt vor den Kameras. Bei seinen Landtagskollegen gilt der groß gewachsene Parteichef als kühler Machtpolitiker, dem es vor allem darum geht, die Grünen in die Regierung zu führen. Das hat Ulrich geschafft.
Ulrich, der mangels Babysitter auch schon mal seine 19 Monate alte Tochter Mira mit «sondieren» ließ, weiß, dass die Entscheidung für die Saar-Grünen überlebenswichtig ist. Scheitert das Bündnis, die Partei wäre vermutlich schwer beschädigt. Mit dem überraschend deutlichen Votum seiner Partei im Rücken ist der Chef-Grüne zum Erfolg verdammt.
Sein Berufsleben startete Ulrich 1973 mit einer Ausbildung zum Werkzeugmacher bei den Ford-Werken in seiner Heimatstadt Saarlouis. Später gelangte er über den zweiten Bildungsweg zum Fachabitur und studierte in Saarbrücken Wirtschaftsingenieurwesen. 1982 trat er den Grünen bei.
Ulrich hat durchaus Erfahrung im Koalitionspoker: In Städten hat er seit 1994 immer wieder schwarz-grüne Bündnisse geschlossen, um der SPD zu signalisieren, dass die Grünen nicht an sie gebunden sind. 1994 ließ er sich in Saarlouis von der CDU zum Stellvertreter des Landrats wählen. Den Landesvorsitz hatte er 1991 übernommen und trimmte die Partei auf einen strikt realpolitischen Kurs. 1994 zogen sie mit ihm als Spitzenkandidaten erstmals in den Landtag ein.