Horrornachricht auf Guttenbergs Heimreise

Termes (dpa) - Zwei Tage lang hatte Verteidigungsminister Karl- Theodor zu Guttenberg die Truppe in Afghanistan besucht. Er stärkte den Soldaten den Rücken, er warb um Verständnis für den Einsatz in der Heimat - und er warnte vor den Gefahren, die am Hindukusch lauern.

Der Minister war bereits auf der Heimreise und landete im usbekischen Termes zwischen, da erfuhr er, dass seine Warnungen grausame Wirklichkeit geworden waren: Vier deutsche Soldaten starben bei einem Angriff der Taliban, fünf weitere wurden verletzt. Der Minister stieg nicht in den wartenden Regierungs-Airbus nach Berlin. Eine Transall brachte ihn zurück nach Afghanistan.

Die deutschen Soldaten nahmen seit Mittwoch früh an einer Operation gegen die Taliban in der Provinz Baghlan teil. Baghlan grenzt an die Provinz Kundus an, wo nicht einmal zwei Wochen zuvor drei deutsche Soldaten in einem Hinterhalt der Taliban starben. Nach diesen Opfern vom Karfreitag hatte Guttenberg erstmals unverblümt von einem Krieg in Afghanistan gesprochen.

Das Ziel der Operation in Baghlan: Afghanische Truppen, die unter anderem von der Bundeswehr unterstützt wurden, sollten die Aufständischen von einer Brücke verdrängen. Die Gefechte waren so gut wie beendet, als ein deutsches Panzerfahrzeug vom Typ Eagle IV auf einer Straße in Richtung Brücke nachrückte.

Um 14.30 Uhr (Ortszeit/12.00 Uhr MESZ) - Guttenberg beendete gerade seinen Afghanistan-Besuch - schlugen die Taliban dann zu. Nach ersten Erkenntnissen traf eine Rakete das deutsche Fahrzeug. Mit solchen Raketen, die verhältnismäßig klein, vor allem aber ungelenkt sind, greifen die Taliban immer wieder auch die deutschen Feldlager und andere Ziele wie Regierungsgebäude in Kabul an. Meist treffen die Geschosse weit daneben. Am Donnerstag hatten die Soldaten kein Glück.

Nach Angaben der afghanischen Behörden handelte es sich dagegen nicht um eine Rakete, sondern um eine Sprengfalle am Straßenrand. Allerdings soll die Straße vorher geräumt worden sein. Die Taliban bekannten sich zu dem Angriff, ihr Sprecher Sabiullah Mudschahid verkündete die übliche Propaganda, die stets weit übertrieben ist: Drei deutsche Panzerfahrzeuge seien durch Bomben, eines durch eine Rakete zerstört worden, sagte Mudschahid.

Doch auch ohne Taliban-Übertreibungen ist die Realität bitter genug. Ein Panzerfahrzeug vom Typ Eagle IV wurde getroffen, von dem das Verteidigungsministerium wegen der eskalierenden Gewalt in Afghanistan am Donnerstag 60 weitere bei einem Schweizer Hersteller orderte. Der Vertrag wurde wenige Stunden vor dem Angriff unterzeichnet.

Dass es absoluten Schutz nicht gibt, machte auch Guttenberg bei seinem Besuch mehrfach klar. «Der Einsatz in Afghanistan ist riskant und er bleibt auch nicht ohne Gefahren», sagte er am Donnerstag. Am Tag zuvor hatte er beinahe dieselben Worte gewählt: «Afghanistan bleibt ein gefährlicher Ort. Der Einsatz bleibt einer, der nicht ohne Risiken ist.»

Trotz der Risiken warb Guttenberg auch in Afghanistan unermüdlich um mehr Verständnis in der Heimat für den Einsatz und für die Soldaten. Wichtig sei, «dass man den Soldaten vor Ort nicht vergisst, sondern dass man ihm Unterstützung gibt.» Unterstützung für die Soldaten mag es weiterhin geben, die für den Einsatz aber nimmt immer weiter ab. An Guttenbergs erstem Tag in Afghanistan wurde eine Forsa- Umfrage im Auftrag des Magazins «Stern» veröffentlicht, in der sich 62 Prozent für den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan aussprachen. Einen höheren Wert hat das Institut bei dieser Frage nach eigenem Bekunden noch nie gemessen.

Am Tag, als diese aus Sicht der Bundesregierung bedenkliche Zahl bekanntwurde, hatte Guttenberg sich bei den amerikanischen Hubschrauberbesatzungen in Kundus bedankt. Sie hatten bei den Gefechten am Karfreitag unter Beschuss die toten und verletzten Deutschen aus dem Kampfgebiet geholt. «Das war nicht nur Professionalität, das war Passion», sagte der Minister, als er den US-Soldaten Erinnerungsmedaillen überreichte. «Das ist eine Reflexion dessen, was Bündnis heißt - dass wir uns gegenseitig helfen.»

Einen Tag später erhielten die Amerikaner wieder einen Notruf der Deutschen. Dieselben Hubschrauber und dieselben Besatzungen wie am Karfreitag stiegen auf. Sie bargen die toten und verletzten Bundeswehr-Soldaten des Angriffs in Baghlan.

Konflikte / Bundeswehr / Afghanistan
15.04.2010 · 17:43 Uhr
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