Hohe Ticketpreise auf britischen Schienen: Fahrgäste zahlen europaweit am meisten
Eine neue Analyse von Transport & Environment (T&E) beleuchtet die immensen Kosten der britischen Zugbetreiber im europäischen Vergleich. Fahrten mit der Great Western Railway sind zweieinhalbmal so teuer wie der Durchschnittspreis auf vergleichbaren Strecken in der EU und der Schweiz. Auch Avanti West Coast verlangt anderthalbmal mehr von seinen Passagieren.
Zur Berechnung der Ticketpreise wurden Standardtarife in der zweiten Klasse analysiert, mit Kaufoptionen, die sieben und 28 Tage im Voraus bestehen. Mehr als 8.000 Tickets wurden dabei verfolgt und Sondertarife separat untersucht. Insgesamt ergab die Analyse von 27 europäischen Betreibern, dass „Zugreisen im Vereinigten Königreich besonders kostspielig sind“. Verantwortlich dafür sind hohe Infrastrukturkosten und „private Monopole“, heißt es.
Die Finanzen der englischen Bahnbetreiber sind stark durch staatliche Verträge geprägt, die in der Corona-Pandemie eingeführt wurden. Gleichzeitig zeigen sich auch die Fahrtkosten des Eurostar, die fast doppelt so hoch sind wie bei anderen europäischen Betreibern für vergleichbare Langstreckenfahrten, als erheblich.
Die höheren Preise lassen sich nicht allein mit den Kosten des Kanaltunnels erklären, betont der Bericht. Einer Sprecherin von Eurostar zufolge sind die „Startpreise“ seit der Einführung der neuen Website und App im letzten Oktober unverändert, was den Kunden helfen soll, bessere Angebote zu finden. Eurostar verzeichnete in 2024 eine Rekordanzahl an Reisenden und rechnet mit weiterem Wachstum, dank fortlaufender Investitionen in den Service.
T&E warnt, dass es „keine Verbindung“ zwischen hohen Preisen und besserer Leistung im Bereich der Pünktlichkeit oder des Passagiererlebnisses gibt. Doch können Länder der EU von den Fahrgastrechten im Vereinigten Königreich profitieren, wo die Entschädigung bei Verspätungen über 60 Minuten den vollen Fahrpreis abdeckt.
Victor Thevenet, T&E Rail Policy Manager, äußerte: „Enorme Ticketpreise vertreiben die Passagiere aus den Zügen. Um das volle Potenzial der Schiene auszuschöpfen, müssen Tickets erschwinglich sein. Dies ist eine gemeinsame Verantwortung von Industrie und Regierungen."

