Hochdramatik im Vorfeld der Debatte: Harris und Trump in intensivem Trainingsmodus
Während Kamala Harris sich in einem Hotelzimmer in Pittsburgh fünf Tage lang akribisch auf die Debatte vorbereitet, laufen die Sessions äußerst strukturiert ab. Eine Bühne mit nachgebildeter Fernsehbeleuchtung und ein Berater, der in Lee Strasberg's Method-Acting-Manier vollständig in die Rolle von Donald J. Trump schlüpft, sorgen für umfassende Simulationen. Der Berater trägt dabei sogar Trumps Markenzeichen, einen kastigen Anzug und eine lange Krawatte. Die Vorbereitungen des ehemaligen Präsidenten Trump hingegen gleichen eher einer Improvisationsübung denn einer systematischen Debattenschulung. Diese Sessions werden bewusst als "Policy Time" bezeichnet, um ihn an seine politischen Errungenschaften zu erinnern. Es gibt niemanden, der Kamala Harris spielt; stattdessen sitzen seine Berater ihm gegenüber, stellen Fragen und lassen Diskussionen entstehen. Gelegentlich wird auch der Aufbau der Sitzordnung verändert, um den Dialog zu intensivieren. Bei einer der wenigen bisherigen Sitzungen verließ Trump sein Hotelzimmer in Las Vegas, um Harris' Rede auf der Parteikonvention lieber von seiner Suite aus zu verfolgen. Trotz der gegensätzlichen Methoden in den Vorbereitungen sehen beide Teams die anstehende Debatte in Philadelphia als entscheidenden Moment. Sowohl das Harris- als auch das Trump-Lager erachten die Debatte als Gelegenheit, Harris für Millionen von Unentschlossenen zu definieren, die bereits eine klare Meinung zu Trump haben, aber neugierig auf sie sind. Für Harris steht im Vordergrund, Trumps selbstzerstörerische Impulse hervorzurufen und gleichzeitig eine überlegte und präsidiale Ausstrahlung zu bewahren. „Sie sollte sich nicht provozieren lassen, sondern ihn provozieren“, riet Hillary Clinton, die letzte Frau, die gegen Trump debattieren musste. „Als ich ihn einen russischen Marionetten nannte, geriet er auf der Bühne ins Stocken. Das zeigt, wie man eine Tatsache über ihn herausbringt, die ihn wirklich verunsichert.“ Bei Trumps Vorbereitungssitzungen hat Abgeordneter Matt Gaetz aus Florida die Rolle übernommen, ihm auch unangenehme Fragen zu stellen, einschließlich solcher über seine strafrechtlichen Verurteilungen. Ebenfalls mit von der Partie ist Tulsi Gabbard, die frühere demokratische Kongressabgeordnete, die Harris 2019 in einer Vorwahl-Debatte scharf angriff.