Grünes Licht für die Auslieferung: Italien überstellt mutmaßlichen Attentäter der Nord-Stream-Anschläge nach Deutschland
Das oberste Gericht Italiens hat mit seiner Entscheidung, den mutmaßlichen Drahtzieher der Attacken auf die Nord-Stream-Gasleitungen an die deutsche Justiz zu überstellen, einen bedeutenden rechtlichen Schritt unternommen. Der Kassationshof in Rom hat der Auslieferung des Ukrainers Serhij K. an die Bundesrepublik zugestimmt, wie sein Anwalt mitteilte. Die vor drei Jahren durchgeführten Anschläge auf das einst prestigeträchtige deutsch-russische Gazpprojekt hatten seinerzeit weltweit für Schlagzeilen gesorgt.
Serhij K., im Alter von 49 Jahren, wird in naher Zukunft der deutschen Polizei übergeben und nach Deutschland gebracht, um sich dort, wahrscheinlich vor einem Hamburger Gericht, zu verantworten. Laut den Ermittlungen wird ihm vorgeworfen, die Sabotageakte auf die beiden Pipelines im September 2022 koordiniert zu haben. Die Bundesanwaltschaft beschuldigt ihn des gemeinschaftlichen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion und der verfassungsfeindlichen Sabotage. Der Verdächtige, der während eines Familienurlaubs an der Adria festgenommen wurde, bestreitet diese Vorwürfe vehement und ging zwischenzeitlich aus Protest in den Hungerstreik.
Die richterliche Entscheidung des Kassationshofs wurde nach wochenlangen juristischen Auseinandersetzungen getroffen, nachdem zuvor eine erste Auslieferungserlaubnis aufgrund von Verfahrensfehlern ausgesetzt worden war. Die Möglichkeit einer Berufung vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte besteht, doch K.'s Anwalt Nicola Canestrini sieht davon momentan ab.
Der Ukrainer reiste häufig durch Europa und wurde letztlich im August aufgrund eines europäischen Haftbefehls verhaftet. Bei seiner Festnahme befand er sich im Hinterland Riminis. Seitdem sitzt er unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in Haft. Unterdessen hat die polnische Justiz die Auslieferung eines weiteren Verdächtigen, der ebenfalls Ukrainer ist, abgeschlagen. Nach seiner Freilassung in Polen winkt ihm möglicherweise ein anderer Weg der Gerechtigkeit.

