Googles juristische Herausforderungen: Ein Sturm im Wasserglas?
Die jüngsten gerichtlichen Entwicklungen rund um Google haben zwar für Schlagzeilen gesorgt, die Wall Street jedoch bislang kaum erschüttert. Nachdem ein kalifornischer Richter Google dazu verpflichet hat, das Android-Betriebssystem für App-Stores von Drittanbietern zu öffnen, bringt das Justizministerium eine noch drastischere Maßnahme ins Spiel: eine mögliche Zerschlagung von Googles Geschäftsteilen, wie dem Chrome-Browser oder Android, um die Dominanz im Suchmarkt zu brechen.
Interessanterweise reagierten die Märkte nur mit einem leichten Stirnrunzeln. Der Aktienkurs von Google sank am Mittwoch nach der Empfehlung des Justizministeriums um weniger als 2 %. Dieser verhaltene Rückgang ist teilweise auf den langsamen Verlauf rechtlicher Verfahren zurückzuführen. Analysten äußern Zweifel, dass derartige drastische Maßnahmen umgesetzt werden könnten, da die Trennung von Googles verzahnten Geschäftsfeldern immense Herausforderungen darstellt.
Wedbush-Analyst Dan Ives bemerkt, dass trotz der beängstigenden Schlagzeilen die Wahrscheinlichkeit einer Aufspaltung minimal sei. Investoren konzentrieren sich stattdessen auf Googles Wachstumsziele, darunter Cloud-Dienste, KI-Initiativen und sein Werbeimperium.
In einem 32-seitigen Vorschlag skizziert das Justizministerium verschiedene Möglichkeiten, wie Googles Monopolstellung im Suchbereich angegangen werden könnte. Während radikale Vorschläge eine Zerschlagung vorsehen, erscheinen leicht umsetzbare Alternativen für viele als pragmatischer. Anleger warten jedoch auf weitere Details, bevor sie entscheidende Schritte unternehmen. Analyst Angelo Zino von CFRA Research meint dazu, die derzeitige Bewertung von Google reflektiere weitgehend die regulatorischen Risiken, doch die Märkte suchen nach mehr Klarheit.
Die Aktienentwicklung von Google seit Jahresbeginn liegt hinter einigen seiner Hauptkonkurrenten zurück, was darauf hindeutet, dass die regulatorischen Risiken bereits eingepreist sein könnten. Eine sanftere regulatorische Maßnahme könnte sogar als Katalysator für einen Anstieg des Aktienkurses fungieren.
Für November erwartet die Wall Street nun weitere Details von einer bevorstehenden Eingabe des Justizministeriums. Bis dahin wird die Aufmerksamkeit der Investoren auf die anstehenden Quartalsergebnisse gerichtet sein. Google erhält zudem die Gelegenheit, auf gerichtlichem Wege zu reagieren, und beschreibt die Regierungsvorschläge als 'radikal und umfassend'. Eine fundamentale Veränderung von Google-Suche, wie von der Regierung vorgeschlagen, scheint für das Unternehmen undenkbar.