Goldman Sachs verlässt Russland – Verkauf an armenischen Investor genehmigt
Wladimir Putin hat dem Verkauf der russischen Tochtergesellschaft von Goldman Sachs an das armenische Investmenthaus Balchug Capital zugestimmt. Die Transaktion, deren Wert nicht bekannt gegeben wurde, markiert den nahezu vollständigen Rückzug der US-Investmentbank aus Russland – fast drei Jahre nach der Ankündigung ihres geplanten Ausstiegs infolge des Ukraine-Kriegs.
Westliche Finanzinstitute kämpfen seitdem mit strengen russischen Auflagen für Unternehmensverkäufe. Moskau erlaubt Verkäufe durch Unternehmen aus „unfreundlichen“ Ländern nur mit staatlicher Genehmigung und begrenzt den Preis auf maximal 50 Prozent des Marktwerts. Banken und Energieunternehmen unterliegen noch strengeren Regeln: Für ihre Veräußerungen ist Putins persönliche Zustimmung erforderlich.
Während Goldman nun kurz vor dem endgültigen Rückzug steht, bleiben größere europäische Banken in Russland gefangen. Die niederländische ING gab am Dienstag ihren Ausstieg bekannt und verzeichnet dabei einen Verlust von 700 Millionen Euro. Raiffeisen hingegen, die massiv in Russland engagiert ist, hat bislang keine konkreten Fortschritte in ihrem Rückzugsprozess vorzuweisen und steht weiterhin unter öffentlichem Druck.
Goldman Sachs war seit 1998 in Russland aktiv, konzentrierte sich dort jedoch nur auf Investmentbanking-Dienstleistungen und vermied das Retail-Geschäft. Die Bank rangiert mittlerweile auf Platz 229 unter den russischen Finanzinstituten. Ihre russischen Vermögenswerte sind in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 um neun Prozent auf 4,95 Milliarden Rubel gesunken, während die Verbindlichkeiten um 50 Prozent auf 1,31 Milliarden Rubel zurückgingen. Gleichzeitig stieg der Nettogewinn, getrieben durch geringere Betriebskosten und einen starken Zuwachs bei Zinserträgen.
Balchug Capital, gegründet 2010 von David Amaryan, hat in den vergangenen zwei Jahren mehrere westliche Unternehmen übernommen, die sich aus Russland zurückziehen mussten. 2024 kaufte die Investmentgesellschaft die russischen Vermögenswerte von Caterpillar, im Jahr zuvor erwarb sie unter anderem das Pulkovo Sky Business Center in St. Petersburg sowie das Metropolis Shopping Center in Moskau von US- und finnischen Investoren.
Die armenische Herkunft von Balchug ermöglichte den Kauf unter Umgehung westlicher Sanktionen, da Moskau das Land als „freundlich“ einstuft. Seit dem Einmarsch in die Ukraine und den westlichen Sanktionen haben sich armenische Finanzakteure als Vermittler zwischen Russland und internationalen Märkten etabliert.