Globale Börsen im Sturzflug: US-Arbeitsmarktdaten und Zinsentscheidungen beunruhigen Märkte
In den letzten Tagen haben die globalen Aktienmärkte einen signifikanten Rückschlag erlebt. Handelsbildschirme in den USA, Asien und Europa zeigen flächendeckend rot blinkende Zahlen. Der plötzliche Abwärtstrend entsteht aus wachsenden Befürchtungen, dass die US-Wirtschaft - die größte der Welt - an Schwung verliert.
Der Hauptgrund für diese Sorge sind unerwartet schlechte US-Arbeitsmarktdaten für Juli, die am Freitag veröffentlicht wurden. Experten zufolge sei es jedoch verfrüht, von einer Konjunkturabschlaffung oder gar einer Rezession zu sprechen.
Laut den offiziellen Zahlen haben US-Arbeitgeber im Juli nur 114.000 neue Stellen geschaffen, weit unter den erwarteten 175.000. Die Arbeitslosenquote stieg zudem auf 4,3% und erreichte damit ein Dreijahreshoch. Dies hat die sogenannte "Sahm-Regel" ausgelöst, benannt nach der amerikanischen Ökonomin Claudia Sahm, die besagt, dass eine Rezession bevorsteht, wenn die durchschnittliche Arbeitslosenrate über drei Monate um einen halben Prozentpunkt höher liegt als der niedrigste Stand der letzten 12 Monate.
Zu diesen Sorgen trug auch die Entscheidung der US-Notenbank Federal Reserve bei, die letzte Woche beschloss, die Zinsen nicht zu senken. Während andere Zentralbanken wie die Bank of England und die Europäische Zentralbank kürzlich die Zinsen gesenkt haben, signalisiert der Vorsitzende der Fed, Jerome Powell, dass eine Zinssenkung im September auf der Agenda stehe.
Doch dies nährte Spekulationen, dass die Fed zu lange mit ihrer Entscheidung gewartet haben könnte. Wenn die aktuellen Arbeitsmarktdaten anzeigen, dass die Wirtschaft bereits rückläufig ist, wächst die Angst, dass die Fed zu spät handeln könnte.
Zusätzlich zu diesen Entwicklungen stehen Technologieunternehmen und deren Aktien unter Druck. In der letzten Woche kündigte der Chipgigant Intel an, 15.000 Stellen abzubauen. Gleichzeitig kursierten Marktgerüchte, dass der Rivale Nvidia die Veröffentlichung seines neuen KI-Chips verzögern könnte.
Dies führte zu einem Kurssturz am Nasdaq, dem technologieintensiven US-Index, der am Freitag um 10% absackte. Sollte die Panik an den Aktienmärkten anhalten, könnte die Fed möglicherweise noch vor ihrer nächsten Sitzung im September eingreifen und die Zinsen senken.
Neil Shearing, Chefökonom der Capital Economics Gruppe, meint: "Sollte es zu einer Marktstörung kommen, die systemisch wichtige Institutionen oder die allgemeine finanzielle Stabilität bedroht, könnte die Fed handeln."
Ein wenig Hoffnung verbreitet Sahm selbst, die Schöpferin der Regel. Sie betont, dass sich die USA momentan nicht in einer Rezession befinden. Weiterhin gibt es "erheblichen Spielraum, um die Zinsen zu senken", so Sahm.
Simon French, Chefökonom und Forschungsleiter bei Panmure Liberum, empfiehlt Ruhe zu bewahren. Nach seiner Analyse der US-Arbeitsmarktdaten bestehe kein Grund zur Panik: "Haben wir plötzlich die Gesundheit der größten Wirtschaft der Welt neu bewertet? Nein, und das sollten wir auch nicht."
French ergänzt jedoch, dass die aktuellen Daten in einer Zeit mit geringer Liquidität und vielen Unsicherheiten auf verschiedenen Ebenen Besorgnis auslösen können.