Gericht verurteilt US-Airline für Concorde-Absturz

Pontoise (dpa) - Mehr als zehn Jahre nach dem Concorde-Absturz nahe Paris hat ein französisches Gericht der US-Fluggesellschaft Continental Airlines eine Mitschuld an der Katastrophe gegeben.

Die Richter verurteilten das Unternehmen am Montag zu einer Geldstrafe in Höhe von 200 000 Euro. Ein Continental-Mitarbeiter bekam 15 Monate Haft auf Bewährung wegen fahrlässiger Tötung. Continental muss zudem eine Million Euro Schadenersatz an Air France zahlen, der die Maschine gehörte.

Bei der Katastrophe am 25. Juli 2000 waren insgesamt 113 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Opfern waren 97 Deutsche, die von New York aus zu einer Kreuzfahrt starten wollten. Das Unglück läutete das Ende der Concorde ein.

Opfer-Anwalt Christof Wellens wertete das Urteil als unbefriedigend. Die Verurteilung des Monteurs sei «ein Bauernopfer», sagte Wellens am Montag in Mönchengladbach. Es sei seltsam, dass die französische Justiz so lange gebraucht habe, um zu einem Urteil zu kommen, das auf einem neun Jahre alten Untersuchungsbericht basiere.

«Die zivilrechtliche Seite ist zum Glück längst abgeschlossen», sagte der Rechtsanwalt, der nach dem Absturz Angehörige von 25 Opfern vertreten hatte. Für die deutschen Hinterbliebenen hat das Urteil nur noch symbolische Bedeutung. Für insgesamt etwa 700 Hinterbliebene war damals Schmerzensgeld und Schadenersatz nach US-Maßstäben ausgehandelt worden. Es soll ein dreistelliger Millionenbetrag geflossen sein.

Die französischen Richter bestätigten nun die These, dass der Überschalljet Feuer gefangen hatte, weil er beim Start über eine Titan-Lamelle gerollt war, die von einer Continental-Maschine abgefallen war. Dabei platzte ein Reifen der Concorde, Gummiteile durchschlugen einen Tank des Flugzeugs und der ausströmende Treibstoff ging in Flammen auf. Der verurteilte Continental- Mitarbeiter hatte ein Ersatzteil verwendet, das nicht den Vorschriften entsprach.

Vier andere Angeklagte wurden am Montag freigesprochen, unter ihnen auch der damalige Chef des Concorde-Programms Henri Perrier. Für ihn hatte die Staatsanwaltschaft zwei Jahre Haft auf Bewährung gefordert. Ihm soll die Anfälligkeit des Flugzeugs bekannt gewesen sein. Die Richterin betonte allerdings, dass Perrier die Brandgefahr unterschätzt habe.

Das Luft- und Raumfahrtunternehmen EADS Frankreich, Rechtsnachfolger seines früheren Arbeitgebers Aérospatiale, wurde dazu verurteilt, 30 Prozent der Entschädigungszahlungen zu übernehmen. Sollte das Urteil bestätigt werden, könnten die Versicherungen sich an Continental Airlines und EADS wenden und die Rückerstattung der bereits gezahlten Summen verlangen.

Der Anwalt von Continental kündigte an, das Urteil anzufechten. «Die Justiz sollte im Namen des französischen Volkes sprechen, aber heute hat sie im Namen des französischen Patriotismus gesprochen», sagte Olivier Metzner, der zu den bekanntesten französischen Anwalten zählt. Das Urteil schütze nur die Interessen der französischen Wirtschaft, erklärte Metzner. «Auch Air France hat Fehler begangen.» Es seien Beweise verschwunden. Das werde in den nächsten Wochen bekannt werden.

Die Verteidigung von Continental hatte in dem viermonatigen Gerichtsverfahren erklärt, dass die Concorde bereits brannte, bevor sie das fahrlässig an der Continental-Maschine befestigte Metallstück überrollte.

Das Unglück beendete den Einsatz des Überschallflugzeugs. Die französischen und britischen «Donnervögel», die in nur dreieinhalb Stunden von Europa nach New York flogen, wurden 2003 aus dem Betrieb genommen.

Luftverkehr / Unfälle / Prozesse / Frankreich
06.12.2010 · 17:55 Uhr
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