Geflügelmarkt im Aufwind: Traditioneller Festtagsbraten im Wandel
Die deutsche Geflügelindustrie sieht sich in diesem Jahr mit außergewöhnlichen Herausforderungen konfrontiert, welche die Verfügbarkeit von Gänsen zum Weihnachtsfest beeinträchtigen könnten. Grund dafür ist die grassierende Geflügelpest, die laut dem Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) das Angebot an frischem Geflügel merklich verringern könnte.
Trotz dieser unruhigen Aussichten bleiben die Preissteigerungen für deutsche Gänse moderat. Wie Mechthild Cloppenburg von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft erklärt, werden Verbraucher mit einem Anstieg von lediglich 53 Cent auf durchschnittlich 19,30 Euro pro Kilo rechnen müssen. Dies spiegeln auch die stabilen Preisangaben des ZDG wider, die das Kilo zwischen 18 und 22 Euro verordnen.
Interessanterweise schlagen immer mehr Verbraucher bei ihrem Festschmaus alternative Wege ein und greifen vermehrt zu Wildbret. Insbesondere in Brandenburg hat die Vogelgrippe dieses Umdenken angestoßen, wie der Landesjagdverband mitteilt.
Die Auswirkungen der Seuche sind beträchtlich: Rund 1,5 Millionen Tiere sind bereits in Deutschland gekeult worden, wobei die diesjährige Infektionswelle laut Friedrich-Loeffler-Institut sogar die gravierenden Ausmaße von 2020/2021 übertrifft. Für etwa fünf Prozent der deutschen Gänse bedeutete dies schon das vorzeitige Ende, berichtet die AMI.
ZDG-Geschäftsführer Wolfgang Schleicher sieht eine mögliche Verknappung von frischem Gänsefleisch aus Deutschland voraus, da einige Züchter aufgrund der Gefahrenlage ihre Bestände frühzeitig schlachten. Zudem sei auch bei polnischem Geflügel mit Engpässen zu rechnen, was die Preisstruktur auf dem Markt weiter beeinflussen könnte.
Restaurants müssen sich hingegen mit generellen Preissteigerungen auseinandersetzen, wobei die Geflügelpest hierbei nicht der zentrale Preistreiber ist, so der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). Dennoch könnte eine zunehmende Knappheit in der Vorweihnachtszeit die Kosten nach oben treiben.
Insight von Wolfgang Schleicher zeigt, dass es bei Geflügelfleisch und Eiern insgesamt wenig Grund zur Sorge gibt, wenngleich regionale und zeitlich begrenzte Engpässe nicht ausgeschlossen werden können. Für Geflügelimporte, insbesondere aus Polen, wird hingegen eine erhebliche Preissteigerung von bis zu 120 Prozent beobachtet. Zu den finanziellen Auswirkungen zählt auch der erwartete Anstieg der Beiträge für die Tierseuchenkassen, die betroffene Betriebe entschädigen. Wieviel die Geflügelpest die Branche tatsächlich kosten wird, bleibt laut ZDG vorerst unklar.

